Wirecard  – Ein Skandal der nur die Komödie zulässt – Rezension Aufführung „Villa Alfons“ Staatstheater Mainz

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Das Staatstheater in Mainz empfängt die Gäste des Theaterabends mit einem kleinen Spiel, in dem Protagonist Jens Marlicek mit seiner Mutter einen Taschengelddeal macht. Schnell wird jedem klar, dass es an diesem Abend darum gehen wird, Geld zu vermehren, ohne dafür unbedingt etwas leisten zu müssen. Die Botschaft lautet: In diesem Finanzspiel geht es um Fragen von Realität oder Fiktion. Villa Alfons, das Bühnenstück von David Gieselmann, hat nur eine einzige Kulisse. Die Bühne wird dominiert von einem großen Dachs, der durchaus bedrohlich auf die darunter spielenden Schauspieler:Innen wirkt. Am Ende des Abends heißt es im Stück, „man wisse nicht, ob man lachen oder weinen soll“ und damit ist mein Gefühl nach dem Besuch dieser Komödie doch nur in Teilen erfasst. Es macht sich in mir zudem Fassungslosigkeit und Wut breit, denn diese Komödie offenbart nochmals, dass der Wirecard Skandal aus einer simplen Fehlkontrolle resultiert und all das Geschehene damit bester Komödienstoff ist. Wer ein wenig über die Hintergründe des Skandals weiß, dem wird durch diesen Abend nochmals deutlich, dass die Geschichte eigentlich einem Horrormärchen gleicht. Es ist für alle schwer zu verstehen, warum niemand die wirtschaftliche Entwicklung von Wirecard infrage stellte. Alle Kontrollen durch staatliche Aufsicht und externe Prüfungen bleiben wirkungslos. Das Stück stellt dies mit Ironie in Zweifel und lässt die Prüfer:Innen wie schlechte Teilnehmer:Innen eines Gesellschaftsspiels aussehen, die auch gar nichts sehen wollen und sich Tarnschildkappen tief ins Gesicht ziehen. Mit solcher Symbolik arbeitet das Stück durchgehend, es überdreht das reale Geschehen und spielt Klischees. Dies könnte man kritisieren, doch genau dies ist der einzige Weg, um mit der Realität umgehen zu können, da einem ansonsten sachlogische Erklärungsansätze fehlen. Der Mangel an gesundem Menschenverstand wird hier über die gesamte Dauer ausgestellt. Gekonnt nutzt dieser Abend für die dargestellte Welt der Ökonomie einfache Leistungsdarstellungen aus der uns bekannten kapitalistischen Welt. Schnell wird einem klar, dass die digitale Ökonomie gelegentlich Arbeitsschritte als notwendig zeigt, die es eigentlich nicht zwingend brauchen würde.

Eine gute Inszenierung mit einem hervorragenden Ensemble

Der Kapitalismus wird an diesem Abend zu einem Symbolspiel, in dem es schwierig ist, Schein und Realität zu begreifen. Zu schnell ist der Finanzkapitalismus der realen Ökonomie entwachsen. Das Stück spielt deshalb mit Klischees und stützt dies damit, dass die Schauspieler:Innen immer wieder in andere Rollen schlüpfen. Wir erleben Geheimdienstanspielungen, Broker:Innen und einen Guttenberg Abklatsch, sodass alle Ebenen, die mit dem Skandal in Verbindung stehen, Teil der Inszenierung werden. Durch den Bühnenaufbau wird deutlich, dass die Bemühungen ein gewichtiges Dax-Unternehmen das ökonomische Handeln prägen und gleichzeitig ist es auch dieses Ziel, welches die Personen drängt. Hier kommt aus meiner Sicht im Stück die Rolle der politisch Handelnden zu kurz. Es war dringlicher Wunsch der Politik einen Big Digital Player in den Aktienindex zu bekommen und auch daraus resultierte ein Wegwischen aller Zweifel.

Schauspielerisch erlebt man ein Ensemble, dass es schafft allen Figuren den richtigen Ton zu verpassen und Klischees als solche überzeichnet erkennbar zu machen. Mit dem Fortgang der Handlung und dem Aufstieg des Unternehmens erhöht sich das Tempo der Inszenierung. Das Ensemble verbindet sein Spieltempo mit einem Anstieg überdrehter Komik und man möchte keine Darsteller:Innen hervorheben, da sich alle in ein gelungenes Ganzes fügen. Das Stück vertauscht die Rolle der gestellten Verbrecher, Markus Schwarz verschwindet als Firmenchef und gibt an, sich an nichts erinnern zu können und Jens Marlicek muss eine Strafe antreten. Die Abwandlung der Namen lässt alle Zuschauer:Innen sofort herausfinden, was hier künstlerisch auf die Bühne gebracht wird.

Fazit

Die Inszenierung schafft eine tolle Atmosphäre, die dazu einlädt, sich auf die Komödie einzulassen. Zu Beginn braucht man sicherlich einen Moment, um sich auf die ökonomischen Zusammenhänge einzulassen, die stetig über dieser Komödie stehen. Doch durch einfache Metaphorik und Verbindungen zu uns als Konsument:Innen bekannte Vergleiche wird man in diesen Sog aus Schein und Realität hineingezogen. Für mich ist die Wahl der Komödie die treffende künstlerische Darstellung dieses leider so wahren Skandals. Nur die politischen Verbindungen hätten etwas stärker eingebunden werden können. Wer Wirecard nochmals neu fassen möchte, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen.

Werbung aus Liebe zum Theater

Wertung: 🐧🐧🐧🐧

Wer Lust auf das Stück hat, findet unter folgendem Link weitere Informationen: https://www.staatstheater-mainz.com/web/veranstaltungen/schauspiel-22-23/villa-alfons-ua

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