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Goran Vojnovic hat noch einen zweiten Roman über das Schicksal dieses Einwandererkindes geschrieben. In dem ebenfalls bei Folio erschienenen Roman „18 km bis Ljubljana“ berichtet ein Ich-Erzähler von seinem Leben und davon, keine klare Identität spüren zu können.
„Ich habe mich verstellt, wie die Slowenen sagen würden. Als größter Tschefur habe ich mich verstellt, denn die Tschefuren sind Weltmeister im Verstellen. Wenn ein Tschefur zufällig nicht dumm ist, tut er bestimmt so, als wäre er dumm.“
Vojnovic, Goran: 18 km bis Ljubljana, 2023, Folio Verlag, S.48.
Marko ist älter geworden und kehrt in seine Geburtsstadt Ljubljana zurück. Er trifft auf alte Freunde, die teilweise ins Drogenmilieu abgestürzt sind. Er sieht seine Eltern und wie verloren sie in einem System sind, welches für Migranten keinen Platz hat. Daraus zieht Marko eine enorme Wut, die sich in sprachlichen Gewaltausbrüchen ausdrückt. Zudem ist er bereit, mit seinen Jugendfreunden die alte Zeit wiederzubeleben und gerät dabei mit der Polizei in Kontakt. Es geht in diesem Roman vor allem darum, durch ein Geflecht von Beziehungen das eigene Leben zu sichern. Wer keine Beziehungen hat, muss als Verlierer enden. In einer Nebenstraße wird auf seine erste große Liebe geblickt und wie auch dies von seinem Dasein als Migrantenkind geprägt ist. Dieser Roman offenbart, wie lange die Narben der Auflösung Jugoslawiens nachwirken. Es ist für Marko nicht möglich, irgendwo anzukommen. Goran Vojnovic findet dafür wieder eine Sprache, der es gelingt, dieses spezielle Milieu aufzunehmen und in seiner derben Sprache, geprägt von verständlicher Ironie und Verzweiflung, wiederzugeben. Dies ist die größte Leistung seiner Bücher. Für mich bleiben jedoch auch in diesem Buch offene Fragen. Die Handlungsstränge verdichten sich nicht zu einem nachvollziehbaren Ganzen. Die Szenenwechsel präsentieren ausschließlich die Düsternis der Figuren und ihrer Perspektiven. Die Botschaft des Buches ist das Ausstellen der Perspektivlosigkeit der Migranten und ihrer Heimatlosigkeit. Im Gegensatz zum Vorgängerroman hat sich demnach wenig geändert und dies ist mir für den Zeitsprung dann doch zu wenig.
Fazit
Sprachlich ist dieser Roman auf hohem Niveau, die Übersetzungsleistung ist stark einzuschätzen. Vojnovic gibt Menschen ohne Stimme eine Bühne, mir sind die Darstellungen jedoch zu eindimensional. Hier würde ich mir eine bessere Ausarbeitung wünschen und deshalb nimmt mich auch dieser Roman nicht mit.
Autor:Inneninformation
Goran Vojnovic (geb. 1960) ist ein slowenischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmregisseur. Er studierte nach der Schule Regie und wurde als Schriftsteller mit seinem 2021 ins Deutsche übersetzten Roman „Tschefuren raus“ (erschienen in Slowenien 2008) bekannt.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧1/2🐧
Titel: 18 km bis Ljubljana
ISBN: 978-3-85256-884-3
18 Kilometer bis Ljubljana | Vojnovic | Roman Slowenien Ljubljana (folioverlag.com)