Steger, Ales: Das Lächeln der Götter + Neverend

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Ales Steger ist der bekannteste Autor Sloweniens und hat mit „Das Lachen der Götter“ einen Erzählband bei Wallstein vorgelegt, in welchem er aufzeigt, dass die Themen der griechischen Helden- und Mythensagen bis in unsere heutige Zeit aktuell sind. Prometheus ist als Bergarbeiter tätig und hebt bei der Arbeit im Tunnel grausame Funde zutage.

Poetisch fragt dieser Band durch seine Bezugspunkte durchaus nach, ob wir als Menschen den Göttern nacheifern oder diese einfach menscheln. Die Sammlung konzentriert sich auf Liebesgeschichten mit unterschiedlichem Verlauf und ist aus meiner Sicht für das ästhetisch großangelegte Modell zu eindimensional. Die Männerfiguren sind vor allem durch toxische Männlichkeit bestimmt und entwickeln gefährliche Begierden. 

Beim Aufgreifen der Narzissgeschichte wählt Steger aus meiner Sicht eine naheliegende Idee, in der er einen Schauspieler zeigt, der sich in den eigenen Instagram-Kult verliebt. Diese Metaphorik ist naheliegend und schafft es nicht, einen literarischen-ästhetischen Mehrwert für mich zu schaffen. Es fehlt an Innovation und Sprachkunst, die Stegers Werk eigentlich auszeichnet. 

Ich kann dem Erzählungsband deshalb wenig abgewinnen. 

„Das Nichts gegen die Hoffnung. Was würden Sie wählen meine Herren.“



Steger, Ales: Das Lächeln der Götter 2023, Wallstein Verlag, S.81.

Ales Steger ist der bekannteste slowenische Autor der Gegenwart, und ihn bei der Buchmesse live zu erleben, war ein wirklicher Genuss. Umso gespannter war ich darauf, in seine literarischen Werke einzutauchen. Mit seinem Roman „Neverend“ erschienen 2022 bei Wallstein möchte ich meinen Beschäftigungsschwerpunkt mit der Literatur Sloweniens dann auch beenden. In wenigen Tagen startet die Buchmesse erneut und hat dann Italien zu Gast, auf das ich ebenfalls blicken möchte.

Neverend ist ein Roman, den Steger dazu nutzt, vieles der geschilderten Zeit zu kommentieren. An manchen Stellen vermutet man sich beim Lesen wie in einem Kommentar zur aktuellen Lage, und doch ist dies ein Roman, der wunderbar mit Assoziationen spielt und sich auf diesem Weg miteinander vernetzt. Die „Banane“ ist nicht nur Covermotiv, sondern zugleich ein wichtiges Textmotiv. Schließlich stand sie in der ehemaligen DDR symbolisch für das Nichtfunktionieren sozialistischen Wirtschaftens und wurde zum Symbol für den Gegensatz von Mangel und Wohlstand. Steger lässt seinen Roman dann auch mit Bananen beginnen, wobei er eigentlich die Schaffenskrise einer Autorin schildern möchte. Die Krise der Autorin passt perfekt in eine Welt, in welcher Demokratien zu zerfallen scheinen, eine kriselnde Überflussökonomie an ihre Grenzen gerät und das menschliche Miteinander auf der Strecke zu bleiben scheint.

Die Autorin beobachtet den Zerfall um sich herum und symbolisch an zwei Bananen. Eine Figur namens Kafka lässt natürlich die Bezüge zum bekannten Poeten herstellen und dass man an einem Vergleich mit diesem literarischen Genie natürlich scheitern muss. In Slowenien stehen zum Zeitpunkt der Erzählung Wahlen an, und der Populist Platano hat gute Chancen auf den Erfolg. Natürlich spielt dieser Name mit der Assoziation des Philosophen, aber ist zugleich der spanische Begriff für Banane. Es ist genau jene Art, Dinge miteinander zu kombinieren, welche diesen Roman zu einem literarischen Ereignis machen. In einer anderen Textebene ist die Autorin Leiterin eines Schreibkurses in einem Gefängnis und somit ist dieser Text in Teilen auch eine Persiflage auf das Motiv der „leidenden Künstler:Innen“. Steger weiß um seine Assoziationskunst und überdreht dies immer an den richtigen Stellen. Doch diesem Gedanken fehlt es nie an Ernsthaftem. Zu bedrückend sind die geschilderten Gewalterfahrungen und der harte Umgang im Gefängnisleben. Es ist ein Blick auf die Welt, der vor allem betont, wie unterschiedlich Menschen Situationen und Probleme erfassen und erleben. Die Autorin erkennt, dass sie mit ihrer Sprache immer wieder an Grenzen der Welterfahrungen geraten wird, das Erzählen ist hier nur das entfernte Einordnen vom Erlebten, aber nie ein Begreifen. Man spürt die literarische Qualität des Textes und doch changiert dieses Buch zwischen starken ästhetischen Angeboten und Assoziationen, die nicht richtig zu Ende gedacht scheinen.

Fazit

Ales Steger gilt nicht umsonst als einer der spannendsten Autoren Osteuropas, und mit dem Lesen dieses Buches kann ich diese Einschätzung nachvollziehen. Es ist großartig, wie er sein Netz an Assoziationen über den gesamten Roman spannt und dabei literarische Verweise macht und die Bananenmetapher zu einem tragenden Element des Buches erklärt. Wenn ich diesen Roman und jenen von Roman Rozina als zwei mich überzeugende slowenische Werke nehme, so erkenne ich ein großes Gespür für gesellschaftliche Brüche, welche diese Literatur prägt, und den Wunsch, erzählerisch Ordnung zu schaffen. Mich hat Neverend auf jeden Fall gut unterhalten und ich bin froh, zu diesem Buch gegriffen zu haben.

Autor:Inneninformation

Ales Steger (geboren 1973) ist ein slowenischer Schriftsteller, Übersetzer und Verleger. Er studierte Literaturwissenschaften in Ljubljana, schrieb Reiseberichte und preisgekrönte Gedichte. Er wurde für sein Werk mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧

Titel: Das Lächeln der Götter

ISBN: 978-3-8353-5554-5

Das Lachen der Götter – Aleš Šteger | Wallstein Verlag (wallstein-verlag.de)

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Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧

Titel: Neverend

ISBN: 978-3-8353-5006-9

Neverend – Aleš Šteger | Wallstein Verlag (wallstein-verlag.de)

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