Serienkritik: Die Medici – Herrscher von Florenz

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Mit dem Blick auf die Herrscherfamilie der Medici setzte 2015 eine italienisch-britische Serie den Blick auf bekannte Herrscherfamilien der Renaissance fort, die sich in zwei Produktionen mit Blick auf die Borgia oder Tudors schon zuvor als publikumswirksamer Weg gezeigt hat. Die Serie erfindet deshalb das Rezept der Historienserie auch nicht neu.

Staffel 1:

In der ersten Staffel liegt der Fokus auf dem Traum des Familienoberhauptes Giovanni de Medici (gespielt von Dustin Hoffman) vom familiären Aufstieg. Mit der Verleihpolitik seines Geldhauses vergrößert dieser den Machtbereich der Familie. Dabei setzt er auf wirtschaftliche Beziehungen, kämpferischen oder gar militärischen Auseinandersetzungen ist er eher abgeneigt. Doch innerhalb der ersten Staffel findet er den Tod durch einen Giftmord. Rückblenden durchziehen die Staffel deshalb immer wieder und setzen so den Traum des Familienpatriarchen gegenüber den Bemühungen seiner Söhne Cosimo (Richard Madden) und Lorenzo (Stuart Martin), die Familie als Machtfaktor zu etablieren. Die beiden Söhne werden in ihren charakterlichen Unterschieden gut dargestellt. Cosimo ist der kunstinteressierte Sohn, der im Nachgang auch als prägend für das Kunstmäzenatentum der Familie Medici stehen wird. Lorenzo zeigt sich als der ungeduldige Sohn, der sich stärker in Machtspielen verzettelt. Gegenspieler der Familie Medici ist in der ersten Staffel vor allem Rinaldo Albizzi (Lex Shrapnel). Die Serie nutzt die Herrscherfamilie, um ein Panorama der Welt der Renaissance aufzuzeigen. Die Verflechtungen von Politik und Wirtschaft in der Geschichte Europas zeigen sich gut und doch ist diese Serie keine Herrscherbiografie. Geschichte wird in dieser Serie lebendig und die schauspielerischen Leistungen sind auf jeden Fall lobenswert. Äußerst gelungen sind die Arbeiten am Duomo Santa Maria del Fiore. Cosimo unterstützt diese Arbeiten und sieht in der Vollendung der Kuppel einen wesentlichen Beitrag seiner Familie für die Stadt Florenz. Die mit Computertechnologie unterstützten Szenen an der Baustelle machen die Dimension dieser Arbeiten für die damalige Zeit sichtbar und zeigen auf, welch Wagnis die Arbeitenden eingehen mussten. Die von Frank Spotnitz und Nicholas Meyer erstellte Serie nimmt sich vor, ein Panorama der Stadt Florenz der Renaissance zu zeichnen und dabei den Aufstieg und Fall der Familie Medici zu zeigen. Mit der Wahl von Rückblenden und damit eine Darstellung zweier Generationen in den Wechselspielen der Macht und zugleich in der Erziehung der Söhne zu den neuen Familienpatriarchen ist richtig gut gelungen und ist für mich eine der Stärken der ersten Staffel. Die Serie ist opulent ausgestattet und bemüht sich bei Bezug auf die Historie um möglichst enge historische Bindung. Viel Zeit verwendet wird auf die Person Cosimo, dessen Wünsche nach wahrer Liebe zu einer Bäuerin und seine Vorliebe für Kunst sich frei in der Serie entfalten können und seinen inneren Kampf aufzeigen mit der sich neu anbahnenden Rolle als Familienoberhaupt. Die Serie setzt auf starke Charaktere und eine spannende Storyline über den Kampf um ein Machtnetzwerk und wie eine Familie sich gegen Widerstände behaupten muss. Mir hat die erste Staffel auf jeden Fall ausgezeichnet gefallen.

Staffel 2:

Die zweite Staffel setzt zwanzig Jahre nach der ersten Staffel ein und stellt die Geschichte von Cosimo de Medicis Enkel Lorenzo de Medici in den Mittelpunkt. 1469 wird in Florenz ein Attentat auf Piero de Medici verübt und sein Sohn Lorenzo (Daniel Sharman) muss die Leitung der familiären Geschäfte übernehmen. Unterstützt wird er dabei von seinem Bruder Giuliano (Bradley James). In seinen Vorstellungen für Florenz integriert er zudem den Künstler Sandro Botticelli (Sebastian De Souza) und setzt damit auch die Familientradition des Kunstmäzenatentums fort. Als politischer und machtvoller Gegenspieler erweist sich Jacopo Pazzi (Sean Bean), der die Familie Medici als dominierende Herrscherfamilie vernichtet sehen will. Die Serie greift damit die historischen Hintergründe der berüchtigten Pazzi-Verschwörung auf. Damit erhöht die Serie gegenüber der vorherigen Staffel nochmals den Anteil an gefährlichen Intrigen und nimmt insgesamt noch mehr Spannungsmomentum auf. Außerdem erhalten die Frauen ab dieser Staffel einen größeren Raum in der Serienentfaltung und dies steigert nochmals die gesamte Serienqualität. Mir waren die historischen Hintergründe der Verschwörung unter Beteiligung des Papstes nicht gänzlich relevant, aber ich muss sagen, dass mich die Darstellung der Machtspiele sehr stark eingenommen hat. Dies liegt an den toll spielenden Darsteller:Innen, aber auch daran, dass die Serie sich große Mühe gibt, die historische Welt lebendig werden zu lassen. Die Räumlichkeiten der Medici und die immer wieder vorhandenen Szenen in der Stadt Florenz. Die Frauenrollen mit Lucrezia Donati (Alessandra Mastronardi) als Geliebte von Lorenzo, die erkennen muss, dass die Bedingungen eine gemeinsame offene Verbindung nicht ermöglichen. Sie ist deshalb immer wieder in Machtspielen gezwungen, sich zu entscheiden und dies zeigt die Serie gut. Gegenüber der ersten Staffel erhöht sich der Actionanteil und dafür ist Sean Bean als Gegenspieler bestens geeignet. Immer wieder müssen sich Männer in dieser Serie entscheiden, ob sie daran glauben, dass die Medici mit ihren Taten nicht nur den eigenen Vorteil suchen, sondern das Wohl der gesamten Stadt im Blick behalten. Damit offenbart die Serie, wie wichtig herrschende Familien für die Entwicklung einer Gegend sind und man ihnen natürlich dabei immer unterstellen muss, dass ihre Taten auch den eigenen Wohlstand fördern. Lorenzo wird in dieser Staffel nicht glorifiziert; durchaus darf man die ein oder andere getroffene Entscheidung kritisch einstufen. Am Ende entscheidet sich die Serie jedoch, dass man eine klare Trennung zwischen Gut und Böse aufzeigt. Für mich ist diese Staffel wieder richtig gute historische Unterhaltung und sie macht Lust darauf, Florenz zu besuchen und die noch heute sichtbaren Spuren dieser großen Zeit zu sehen. Zugleich hat mir die Serie wieder neue historische Begebenheiten nähergebracht und dies ist für mich ein wichtiger Effekt bei historischen Serien. Zu kritisieren ist in der Gesamtbetrachtung der Serie vielleicht an dieser Stelle der große zeitliche Sprung von Staffel eins zu zwei und das nicht Weiterverfolgen bestimmter angelegter Handlungszweige.

Staffel 3:

Die Handlung der dritten Staffel schließt nahtlos an die vorherige Staffel an und setzt die dort begonnene Geschichte fort. Nach der Ermordung seines geliebten Bruders Giuliano möchte Lorenzo die Familienmacht erhalten und strebt zugleich nach Rache. Gegenspieler ist dieses Mal Graf Riario (Jack Roth), der einer der Mörder von Giuliano ist. Riario drängt seinen Onkel, Papst Sixtus IV. dazu, mit seinen Truppen in Richtung Florenz zu marschieren. Lorenzo muss erkennen, dass es für ihn und seine Familie nur möglich ist, weiterhin die schützende Hand über Florenz zu legen, wenn er mit allen Mitteln nach der Macht greift. Von dieser Erkenntnis getrieben ist er bereit, viel zu riskieren. Die dritte Staffel betont nochmals die Bedeutung der Familie Medici für die Stadt Florenz und rundet damit die Serie über insgesamt drei Staffeln gut ab. Neben Riario betont die Staffel mit dem Prediger Savonarola (Francesco Montanari) noch einen weiteren Gegenspieler. Zunächst begegnen sich er und Lorenzo mit dem nötigen Respekt, um dann zu erkennen, dass sie nicht für die gleiche Sache kämpfen. Es offenbart sich, dass Lorenzo, mit seiner Familie und ihrem Reichtum, alles repräsentiert, was der Prediger zerstört sehen möchte. Für Lorenzo hat diese Auseinandersetzung zudem noch eine weitere Ebene. Er muss sich überlegen, ob er das eigene Seelenheil aufs Spiel setzen möchte und sich Fragen des Glaubens stellen will. Die Staffel fokussiert sich auf ihre Hauptfigur Lorenzo und wie sich verschiedene Intrigen um ihn herum entwickeln. Man wird Zeuge seiner Zerrissenheit und Daniel Sharman spielt dies wunderbar aus. Für mich schließt die Darstellung des Lorenzo in dieser Staffel an das aufgebaute Familienerbe an, in dem sich auch die Unterstützung der Kunst widerspiegelt. Ausgedrückt wird dies in der Unterstützung des Künstlers Sandro Botticelli (Sebastian De Souza). Ebenfalls interessant ist, dass diese Staffel die Rolle des Beraters Bruno Bernardi (Johnny Harris) betont und damit auch aufzeigt, welch kaltblütige Entscheidungen getroffen werden und dass manche Tat nie mit klaren Worten eingeleitet wird. Die schauspielerischen Leistungen tragen ebenfalls erneut zu einer spannenden und wirklich gelungenen Historieninszenierung bei. Die gewählten Bilder lassen weiterhin einen wunderbaren Eindruck der Renaissance entstehen, ohne dabei sich zu weit von historischen Begebenheiten zu entfernen. Allerdings sind in der dritten Staffel die künstlerischen Freiheiten an der ein oder anderen Stelle stärker spürbar. 

Fazit:

Mich konnte die Serie über drei Staffeln in ihren Bann ziehen. Ich finde die gewählten Bilder wunderbar und die schauspielerische Besetzung der jeweiligen Hauptfiguren ist toll ausgewählt und gut gespielt. Etwas Kritik würde ich an den Zeitsprüngen sehen, die es somit nicht ermöglichen, alle aufgenommenen Fäden zu einem Ende zu führen. Diese Serie muss sich aber im Vergleich mit ähnlichen Produktionen nicht verstecken. Von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlung für all jene, die gerne in vergangene Welten abtauchen möchten. Bei mir ist zudem der Wunsch, Florenz noch einmal einen Besuch abzustatten, wieder neu entfacht. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Dreharbeiten ausschließlich an Originalschauplätzen stattfanden.

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Wertung: 🐧🐧🐧🐧

(50) Die Medici – Herrscher von Florenz – Sky Trailer – YouTube

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