Scurati, Antonio: M. Der Sohn des Jahrhunderts

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Auf der Leseliste, weil Italien Gastland der Buchmesse war und Antonio Scurati mit seiner Buchreihe viel Aufmerksamkeit bekommen hat.

Darum geht’s:

Der erste Band der Reihe um Benito Mussolini erzählt dessen Aufstieg zum italienischen Machthaber und Diktator. Hierfür wählt er eine Perspektive nah am „Duce“. Wir erfahren, wie aus einer gesellschaftlichen Randfigur der faschistische Diktator Italiens werden konnte.


Sämtliche Männer im Saal waren aufgestanden und hatten dem verzweifelten Vater applaudiert. Gut die Hälfte von ihnen würde es nicht mehr wagen, gegen ihn zu stimmen. So lief es auf diesen Versammlungen nun einmal: Man musste sich der Emotionen bedienen, die gerade von Nutzen waren. Es war immer Theater, selbst wenn das Gefühl echt war. Von allem dann.
Scurati, Antonio: M. Der Sohn des Jahrhunderts, 2020, Klett-Cotta Verlag, S.120.

Bewertung: 

Dieses Buch erzählt eine Aufstiegsgeschichte, deren historische Dramatik sich bis in unsere heutige Zeit auswirkt. Italien wurde die erste faschistische Diktatur Europas und dies ist eine der größten Katastrophen der Neueren Geschichte. Antonio Scurati wählt für seinen Roman eine besondere Darstellungsweise. In kurzen Kapiteln, die fast sachbuchartig daherkommen, vermischt Scurati reale Quellen mit fiktionalen Ergänzungen und erschließt auf diese Weise die Welt des Diktators. Mit dem Folgen der Erzählperspektive nimmt man als Leser:In eine begleitende Beobachterrolle ein. Der Roman fordert von seinen Leser:Innen ein, dass man ihm konzentriert folgt. Eine Vielzahl von Personen und Ereignissen werden miteinander verschränkt und dies sorgt für eine hohe Komplexität. Italien ist nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eigentlich auf Seite der Gewinner:Innen. In den anschließenden Verhandlungen befindet sich Italien nicht in der ersten Reihe und dieses Gefühl der Vernachlässigung nutzen sowohl rechte als auch linke Extremisten, um sich anhand dieser Stimmung zu profilieren.

Mussolini wurde von den Sozialisten wegen seiner Ansichten ausgeschlossen und schaffte, die faschistische Bewegung zu gründen und zielgerichtet nach oben zu führen. Der Roman schildert die Jahre 1919 bis 1925 und zeigt die Entwicklung der Faschisten zu einer landesweiten Bewegung. Die grassierende Gewalt erschreckt und zeigt zugleich auf, wie aus anfänglichen Demonstrationen eine steigende Aggressionskurve entsteht. Überraschend ist, wie diese Entwicklung lange Zeit ignoriert wird. Da mir die faschistische Geschichte Italiens nicht gut bekannt ist, hat mich das Buch interessiert. Allerdings gelingt es Scurati nicht, mich zu packen. Die gewählte Stilistik mit der Mischung aus Fakt und Fiktion sorgt bei mir für eine zu große Distanz.

Mein Lieblingsmoment:

Die besten Momente des Buches sind jene, in denen Scurati uns Mussolini privat zeigt, denn hier wird die Figur greifbar. Beispielhaft seien die Schilderungen seiner Frauenfiguren genannt.

Fazit:

Dieses Buch liefert einen wichtigen Blick auf den italienischen Faschismus, kann mich aber mit seiner Ästhetik nicht abholen. Trotzdem war es eine lesenswerte Lektüre, und die Folgebände werden sicherlich ebenfalls gelesen.

Autor:Inneninformation

Antonio Scurati (1969 in Neapel geboren) ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Mailand und schreibt für die Zeitungen Corriere della Sera und El País. Seine Romane sind in viele Sprachen übersetzt und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Premio Mondello und dem Premio Campiello.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧

Titel: M. Der Sohn des Jahrhunderts

ISBN: 978-3-608-98567-2

https://www.klett-cotta.de/produkt/antonio-scurati-m-der-sohn-des-jahrhunderts-9783608985672-t-5155

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