Hinter mir liegt ein ereignisreicher Monat März, in dem meine Liebe zu Büchern die dominante Rolle spielte. Neben dem ebenfalls noch zu betrachtenden Besuch der Leipziger Buchmesse durfte ich kurz zuvor beim Lesefestival „Darmstädter Krimitage“ mitwirken. Ich hatte das Lesefestival als Besucher in den vergangenen beiden Jahren kennengelernt und war begeistert. 2024 schrieb ich dann über das Organisationsteam und wir kamen in Kontakt. Gesucht wurde ein Moderator und ich hatte dies in der Vergangenheit an anderen Stellen schon getan und so entstand die Zusammenarbeit.
Ich freue mich, dass ich diese Chance erhalten habe, denn die vergangenen Jahre mit Jobwechsel boten kaum Gelegenheit für solche Aktivitäten.

Team der Krimitage mit den Gästen des ersten Abends
In der Vorbereitung traf ein kleines Team die Entscheidung über die einzuladenden Autor:Innen und ich durfte dabei mitwirken. Meist werden zwei Autor:Innen für einen gemeinsamen Abend mit verbindendem Element gesucht. Ich finde, uns ist für 2025 rückblickend wieder ein ausgezeichnetes Programm gelungen. Besonderheit war dieses Mal, dass es sich um die zehnte Ausgabe handelte. Ein solches Jubiläum konnten wir nur mit Michael Kibler, dem bekannten Autor von Darmstadt Krimis, eröffnen. Michael ist seit Anbeginn an Bord und moderierte die Krimitage im Wechsel mit mir. Doch am ersten Abend durfte ich ihn gemeinsam mit der österreichischen Autorin Christina Pertl als Gast begrüßen. Pertl hatte ihren Debütkrimi „Kein Land in Sicht“ im Gepäck. Eine Krimihandlung auf einem Schiff anzusiedeln ist sicherlich eine Herausforderung, doch Pertl sah darin vor allem eine spannende Idee. Sie hat sich für den Schreibprozess das Kreuzfahrtschiff aufgemalt und ist so mit ihren Figuren durch die Gänge gegangen. Der Roman wird aus der Perspektive einer der Ermittler:Innen erzählt, nur weiß diese zu Beginn gar nicht mehr, dass sie in einer Undercoverrolle ermittelt. Das Buch bietet ein bedrückendes Thema mit spannender Story und schafft es, das Ganze mit humorvollen Kreuzfahrtenschilderungen aufzulockern.
Michael Kibler präsentierte mit „Letzter Atem“ seinen neuesten Horndeich Krimi und las zudem noch aus einer Kurzgeschichte. Die Darmstadt Krimireihe überzeugt mich seit Jahren mit tollen Figuren, spannenden Themen und Krimihandlungen, welche tief in die Motive der Täter:Innen eindringen. Steffen Horndeich ist mittlerweile nicht mehr Polizist, sondern ermittelt nun als Privatdetektiv. Hintergrund dieser Figurenentwicklungen, so verriet Kibler, sind auch Verlagsforderungen. Von dieser Seite kam durchaus mal die Aufforderung, einen neuen Protagonisten zu wählen. Ich und viele im Publikum sind froh, dass der Autor diesem Wunsch nicht nachgekommen ist, denn auch der neueste Roman weiß wieder zu überzeugen.
Schon der erste Abend zeigte die entspannte und kurzweilige Atmosphäre. Mir hat der Auftakt mit zwei sympathischen Autor:Innen gefallen. Aufregung verspürte ich trotz des vollen Saals nicht, konnte mich an diesem Tag zudem auf familiäre Unterstützung im Publikum verlassen.
Den zweiten Abend moderierte dann Michael Kibler. Uta Seeburg und Gudrun Wieser stellten ihre Historischen Kriminalromane vor. Gudrun Wieser ist theateraffin und dies merkte man ihrer lebendigen Lesung an. Sie erzählt in „Geheimnisse in der Grünen Mark“ von einem Toten in einer Kaltheilwasseranstalt und lässt Untersuchungsrichter Stahlbaum und den Mediziner Dr. Pyrner als ungleiches Ermittlerteam agieren, das sich schon aus Jugendzeiten kennt. Die beiden Autor:Innen verbindet, dass sie sich in ihren Büchern beide auf Dr. Hans Gross stützen, einem der wichtigsten Kriminalisten der ersten Stunde.
Dessen Tatortkoffer, so berichtete Wieser, kann man im Kriminalmuseum Graz einsehen. Ein Besuch dieses Museums wäre somit für Uta Seeburg ebenfalls interessant. Sie schickt ihren preußischen Ermittler Major Gryszinski dieses Mal in ein verschneites Bergdorf. In diesem kommt es während des traditionellen, aber auch mystischen Krampus Lauf zu Ausschreitungen und einem Toten am nächsten Morgen. Seeburg hat sich bewusst entschieden, ihre Figur mal aus München hinauszuführen, und dies gelingt ihr mit einer wunderbaren mystischen Dorfwelt. Nach jedem Lesungsabend kochte das tolle Team der Bessunger Knabenschule für uns und die Autor:Innen und bot die Möglichkeit den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Ich habe die interessanten Gespräche über die Buchwelt sehr genossen.

Helene Bockhorst zu Gast bei den Darmstädter Krimitagen.
Auf den dritten Abend habe ich mich sehr gefreut. Mit Christine Drews alias Tine Dreyer und Helene Bockhorst durfte ich über amüsante Krimis sprechen, die zudem richtig gut verarbeitet sind. Schon vor den Auftritten kamen wir zu dritt ins Gespräch. Ich nutze dies immer, um kurz mitzuteilen, worüber ich gerne sprechen würde.
Drews hatte den Roman „Morden in der Menopause“ dabei, der uns von einer Mutter in den Wechseljahren erzählt, die durch unglückliche Umstände zur Mörderin wird. Die Autorin hat diese Figurengrundlage bewusst gewählt, möchte dem Thema Raum geben und dies gelingt mit dem humorvollen Ansatz. Mir hat das Gespräch über das Buch, die geschilderten Lebensumstände und den Schreibprozess viel Spaß gemacht, und ich würde mich freuen, wenn es die Möglichkeit zum Gespräch mal wieder gibt.
Helene Bockhorst stellte ihren Roman „Der Supergaul“ vor, ein Buch mit viel Selbstironie über Pferdebesitzer:Innen. Bockhorst ist selbst Pferdebesitzer:In und erzählt von der Tierkommunikatorin Berenice, die plötzlich die Gedanken eines Ponys hören kann. Zu allem Überfluss kann das Pony auch ihre hören und fordert sie auf, das Verschwinden eines Rennpferds aufzuklären. Dieses Buch ist ein großer, kluger und unterhaltsamer Spaß, den ich gerne gelesen habe.
Der Donnerstag der Krimitage ließ uns nach Skandinavien reisen. Zunächst erzählte Hannelore Hippe alias Hanne H. Kvandal von einem pensionierten Polizisten in Spitzbergen. Dieser ermittelt mit einer Husky-Besitzerin als kluges Duo. Spannend an dieser Reihe und den Ausführungen von Hannelore Hippe sind die recherchierten Fakten über Spitzbergen. Hippe gelang es, Reiselust in den Raum zu transportieren und schnell verstand man ihre Faszination für diese Gegend. Anschließend entführte uns Sandra Aslund auf die Schäreninseln zu einem Yoga-Retreat. Ihre Buchreihe um die Ermittlerin Maya Topelius ist für mich besonders, da sie Frauenperspektiven auf verschiedene Weisen in den Vordergrund rückt. Ihren Vortrag gestaltete sie mit Bildern und somit entstand zum zweiten Mal an diesem Abend Reiselust.

Bernhard Aichner präsentierte eine multimediale Lesung.
Schon vor dem letzten Abend bin ich mit dieser Woche äußerst zufrieden, und die geführten Gespräche sind wirklich beeindruckende Erlebnisse gewesen. Die Krimilesungswoche beschloss Bernhard Aichner. Für mich und Michael Kibler als Moderatorenteam eine besondere Herausforderung, da wir ihn im Wechsel moderierten und uns dabei seinem grundsätzlichen Programm anpassen wollten. Diese Herausforderung wurde jedoch aufgrund der super sympathischen Art von Aichner leicht gemeistert. Der Roman „Yoko“ hat mich beim Lesen wirklich intensiv gepackt und die Lesung schaffte dies auch beim Publikum. Aichner untermalte seine Lesung musikalisch, erzählte viel über seinen Schreibprozess und machte wirklich große Lust auf seine Bücher. Für mich war dies ein passender Abschluss, denn das Gespräch wird mir positiv in Erinnerung bleiben. Das Krimifestival beschloss der Kinoabend am Samstag. Leider konnte ich in diesem Jahr nicht dabei sein. Gezeigt wurde der Gewinner des Deutschen Fernsehkrimi Preises, und zwar der letzte Borowski Tatort „Borowski und das Haupt der Medusa“. Insgesamt war es ein schönes Jubiläumsfestival. Mir hat die Rückkehr in die Moderation gefallen und ich hoffe, dies in den kommenden Jahren fortsetzen und erweitern zu können.