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Eine etwas längere Pause hat wieder einmal dieser Blog hinter sich, unterwegs in der Kultur war ich zwar, aber das Lesen litt und geschrieben wurde nur an der Bachelorthesis. Nun ist diese abgegeben und so kann es auch hier wieder weitergehen, denn zu berichten gibt es genug. Meine Pause beende ich, in dem ich heute eine neue Kategorie im Blog einführe und Euch mitnehme in die Welt der Museen. Begonnen wir damit, dass mich meine Wege in den letzten Jahren in Kunstmuseen führen, eine Freizeitvorliebe, die ich vor Jahren nicht für möglich gehalten hätte.
„Ich bin Niki de Saint Phalle. Ich mache monumentale Skulpturen.“
Mit diesen Worten begrüßt die 2002 verstorbene Künstlerin Niki De Saint Phalle die Gäste der Ausstellung der Schirn in Frankfurt. Etwa 100 Werke hat die Schirn für diese Ausstellung zusammengestellt und möchte damit einen Einblick in das geschaffene Werk einer Künstlerin geben, die vor allem durch ihre Nana-Skulpturen bekannt ist.
Ich bin ehrlich, auch mir war die Künstlerin nur von diesen Skulpturen, die in einigen Städten Europas im Stadtbild zu finden sind, bekannt. Mich faszinieren diese bunten Skulpturen, die für mich eine verspielte kreative Kunst sichtbar werden lassen, die mir auch ein Freiheitsgefühl gibt. Nun habe ich schon bei meiner letzten Kulturreise betont, hier bloggt kein Kunstexperte und so soll dieser heutige Beitrag keine Kunstabhandlung sein, sondern meine Gedanken zum Ausstellungsbesuch abbilden.
Natürlich sind es die Nanas, die mich in dieser Ausstellung zuerst abholen, überdimensionierte weibliche Körper, die Körperlichkeit betonen, die Fantasie der Körperwahrnehmung ansprechen und in mir auch eine Fühlbarkeit von Kunst zur Erfahrung bringen. Diese Figuren bejahen für mich das Leben, stehen auch für eine Weiblichkeit, die Leben schenkt und gleichzeitig nach Freiheit strebt. Gleichzeitig markiert die Künstlerin darin Geschlechtergrenzen und kritisiert verankerte Rollen. Manche tanzen förmlich durch den Ausstellungsraum, da sie durch ihre Form Bewegung ausdrücken. Niki de Saint Phalle verarbeitet die Körperlichkeit in ihrer Kunst jedoch auch in begehbaren Großskulpturen. Vollendet wird diese Idee in ihrem Tarot-Garten in der Toskana, der natürlich nicht in die Schirn wechseln konnte, aber der Ausstellung gelingt es diese Idee anhand von Modellen und Zeichnungen in diese Werkausstellung zu integrieren und man kann sich vorstellen, dass der Gang in diese Skulpturen eine ganz andere Erfahrung sein muss.
Da ich kein Experte bin, habe ich mir dann doch noch ein kleines Buch gesucht, um im Nachgang etwas mehr über die Künstlerin zu erfahren. Meine Wahl fiel auf „Niki De Saint Phalle – Magierin der runden Frauen“ von Charlotte Ueckert aus dem PhiloFine Arts Verlag. Einleitend teilt die Autorin mit, sich nicht in den Heroinnenkult anderer Beschäftigungen mit der Künstlerin einsteigen zu wollen und auch keine wissenschaftlich biografische Archäologie zu betreiben. Stattdessen setze sie sich offen mit der Künstlerin auseinander, um sich ein eigenes Bild zu machen. Das eigene Bild wird greifbar, doch für mich kommt die Auseinandersetzung mit der Kunst zu kurz und biografische Schilderungen dominieren das Buch. Somit erfahre ich noch mehr Details aus dem Leben der Künstlerin, deren wichtigste Eckpfeiler auch die Ausstellung liefert, aber es wird nochmals deutlicher, dass sich in der Kunst und den weiblichen Figuren auch ein Verhältnis zur eigenen Mutter spiegelt. Geprägt von Schwierigkeiten, setzte sich dies auch in der eigenen Mutterrolle fort. Man muss die dargestellte Weiblichkeit mit diesen biografischen Hintergründen in Beziehung setzen. All dies gelingt mir schon in der Ausstellung, die Schlussfolgerungen von Charlotte Ueckert aus der Biografie heraus fremdeln mit mir. Die Autorin setzt Frauenverständnisse anderer bekannter Frauen in Bezug zur Künstlerin und es sind auch Interpretationen dabei, die aus meiner Sicht stark verzerren. Über die Kunst sagen diese Interpretationen zudem wenig aus.
Verständlicher werden die Gewalt- und Missbrauchserfahrungen und wie sich diese im Kunsthandwerk zeigen. Niki de Saint Phalle wird in der Ausstellung als eine Künstlerin gezeigt, die auch experimentiert, die Grenzen auslotet und so auch Kunstwerke herstellt, auf die sie geschossen hat. So findet der Zufall und die Dunkelheit des eigenen Lebens ihren Weg in die Kunstwerke. In Erinnerung bleibt mir das Werk King Kong, in welchem sich auch noch historische Personen zeigen und sich daraus noch mehr Bedeutungsebenen ziehen lassen. Bei der ersten Präsentation durften Besucher:Innen sogar noch mitschießen, was auch dieser Kunst eine Lebendigkeit mitgibt. Grundsätzlich gibt es vieles zu entdecken und der Buchkauf entstand daraus, dass ich mehr wissen wollte. Doch die Enge des Ausstellungsraums sorgt dafür, dass man nicht immer den nötigen Raum für die Entdeckungen findet und so kommt einem die Ausstellung vielleicht auch kleiner vor, als sie angesichts der hundert Ausstellungsstücke ist.
Der Besuch dieser Ausstellung zeigt und dies ist wirklich gut gelungen, die Vielfältigkeit des künstlerischen Werkes, das verwendete Wissen um Architektur, das Politische in den Werken, die Wut über gesellschaftliche und eigene Erfahrungen, die sich dann uns in der Kunst entgegenstellen. Mir macht es Spaß über all dies nachzudenken, mich auf manches Gesehene einzulassen, auch wenn es mich zunächst provoziert. Es ist die Farbenpracht und das Spiel mit Formen, dass sich für mich durch das gesamte künstlerische Werk zieht. Es bündelt sich in den Nanas, aber auch den Totem-Skulpturen, die Mythen und andere Kulturen einverleiben. Diese Kunst ist Handwerk, ist widerspenstig auf den ersten Blick und gleichzeitig eine Feier von Freiheit und Vielfalt. Mir gefällt diese Gesamtschau, auch wenn ich an der ein oder anderen Stelle gern mehr erfahren hätte, um das Gesehene einzuordnen. Ebenso hätte ich gern wegen der Körperlichkeit mehr Raum für die Werke gehabt. Das von mir ausgesuchte Buch als Begleitung hat mir hierbei jedoch nicht die gewünschte Hilfe gegeben.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧1/2🐧
Charlotte Ueckert: Niki de Saint Phalle. Magierin der runden Frauen
ISBN: 978-3-86572-540-0
http://www.philo-fine-arts.de/programm/detail/cat/ueckert/buch/niki-de-saint-phalle.html
Werbung aus Liebe fürs Museum
Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Wer Lust auf die Ausstellung hat, kann diese noch bis zum 21. Mai erleben. Mehr Infos unter: https://www.schirn.de/ausstellungen/2023/niki_de_saint_phalle/