Kibler, Michael: Darmstadt Krimireihe Bände 1-6

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Während meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Büchereileiter in meiner Heimatgemeinde Büttelborn in Südhessen bin ich auch mit lokalen Schriftstellern in Kontakt geraten. Einer davon ist der Darmstädter Krimiautor Michael Kibler. Durch meine in Darmstadt wohnhafte Freundin bin ich dieser Stadt nun ebenfalls nähergekommen und so wurde mir bewusst, dass ich mich mit Kibler und seinen Darmstadt-Krimis noch einmal neu auseinandersetzen möchte. Passenderweise ist Kibler in jedem Jahr auch einer der Beteiligten bei den Darmstädter Krimitagen und jene stehen in diesem Monat im Fokus meines Blogs. Anlässlich des Krimimonats stelle ich Euch zwei Darmstädter Krimiautoren mit ihren Reihen vor. Immer noch boomt der regionale Krimiroman und ich bin selbst begeisterter Leser, der ein oder anderen Reihe, die sich nun schrittweise auf dem Blog einfinden werden.

Beginnen möchte ich also mit zwei Reihen aus meiner südhessischen Heimat und in diesem Beitrag mit den Romanen von Michael Kibler. Seit 2005 veröffentlicht dieser Krimis um die Ermittler Margot Hesgart und Steffen Horndeich und startete mit „Madonnenkinder“.

Madonnenkinder

In Darmstadt finden sich sogenannte „Madonnenkinder“ zu einem Treffen ein. Damit werden all jene Menschen bezeichnet, die in den Jahren 1947 bis 1957 aus dem nach der Brandnacht zerbombten Darmstadt zur Erholung nach Davos in die Schweiz geschickt wurden. Finanzieren konnte man dies, da die Stadt Mietzahlungen für das berühmte Madonnenbild von Hans Holbein dem Jüngeren erhielt. Bei diesem Treffen möchten sich die Teilnehmer:Innen an alte Zeiten erinnern und ehemalige Weggefährt:Innen wiedersehen. Doch der eigentlich fröhliche Anlass wird getrübt, als einer der Teilnehmer zu Tode kommt. Margot Hesgart und Steffen Horndeich übernehmen den Fall und Hesgart muss schnell feststellen, dass auch ihr Vater ein Madonnenkind war und in Beziehung zum Toten stand. Die Polizei ermittelt im familiären Umfeld des Opfers und stellt zugleich fest, dass es auch Bezüge in die Vergangenheit zu geben scheint.

„Madonnenkinder“ ist ein schmaler Kriminalroman, der uns Margot Hesgart als ermittelnde Hauptfigur näherbringt. Sie lebt alleinerziehend mit ihrem Sohn Ben zusammen und hat engen Kontakt zu ihrem Vater. Letzterer versucht sich als Kuppler, in dem er eine alte Liebe für Margot wieder aufwärmen möchte. Da der Vater zudem in Kontakt zum Opfer stand, spielt das familiäre Umfeld nicht nur die Nebenrolle in diesem Buch. Ich empfinde die Darstellung des familiären Umfelds als entspannend und zugleich helfen sie, sich mit Margot zu identifizieren. Die Herausforderungen des Familienalltags lassen die Ermittlerin menscheln, ohne dass schwerwiegende private Probleme herhalten müssen. Der Tote war gemeinsam mit ihrem Vater in Davos und in dieser Zeit bildeten die Beiden mit dem Bruder des Opfers und einem weiteren Madonnenkind eine feste Freundesgruppe. Doch die Ereignisse in Davos scheinen keinen Anlass für Ermittlungen zu bieten, vielmehr drängt sich das familiäre Umfeld als Verdächtigenkreis auf. Das Opfer hat eine schwer belastete Beziehung zu seinem Bruder und war im Eheleben alles andere als treu. Hesgart und Horndeich nehmen sich ein Familienmitglied nach dem anderen vor und versuchen Motive und Beweise zu ermitteln. Michael Kibler konzentriert seine Krimihandlung auf die Ermittlungsarbeit, das Privatleben ergänzt den Text. Zudem werden Handlungsorte detailliert beschrieben, was den Charakter der Regionalität seines Romans stärkt. Ich finde diese Passagen, auch für all jene, die nicht aus der Region stammen, nicht hinderlich im Lesefluss. Es entfaltet sich eine spannende Krimihandlung, bei der man der Täter:Innensuche interessant folgt. Sprachlich solide, mit dem ein oder anderen sprachspielerischen Witz begleitet Kibler seine Figuren, ohne dass stilistische Mittel den Text stören. Die historischen Hintergründe des Romans sind gut recherchiert und werden gekonnt in die Krimihandlung hineinverwoben. Regionale Besonderheiten wie das stattfindende Heinerfest bringen wunderbaren Lokalkolorit hinein und werden im Rahmen der Handlung mit ihren Attraktionen genutzt. Der Roman überzieht dabei nicht und setzt weniger auf spektakuläre Momente, denn auf solide Ermittlerarbeit. So entsteht ein klug komponierter Regionalkrimi, der zu unterhalten weiß.

Zarengold

In ihrem zweiten Fall müssen Margot Hesgart und Steffen Horndeich in den sogenannten „Katakomben“ in Darmstadt ermitteln. Die alten Kühlkeller des Darmstädter Brauereiviertels bringen eine Frauenleiche zutage. Zudem müssen die beiden Ermittler noch einen Einbruch mit Todesfolge in der Russischen Kapelle aufklären. Die Ermittlungen führen dabei in die Geschichte der Stadt mit ihren Bezügen zur Zarenfamilie, lassen jedoch noch weitere Verdächtige erscheinen. Hesgart muss während der Arbeit noch eine kritische private Situation meistern. Ihre große Liebe Rainer scheint sich von ihr zu entfernen, während Horndeich Distanz zu seiner Freundin Anna suchen muss, da diese in die russische Community von Darmstadt verstrickt ist. Doch bei den Ermittlungen stoßen die Beiden nicht nur auf Verbindungen in die russische Geschichte, sondern auch auf die Träume einer jungen Frau.

Der zweite Roman von Michael Kibler setzt den soliden Reihenstart fort, aber für mich hat dieser Band eine spürbar höhere Qualität. Margot Hesgart wird als Figur gezielt weiterentwickelt und vor allem Steffen Horndeich erhält nun ein Profil. Die angefangenen Konstellationen werden im Roman weitergesponnen, wobei Kibler dies so gestaltet, dass man das Buch auch ohne Vorkenntnisse des ersten Reihenteils lesen kann. Die recherchierten Grundlagen zu den Verbindungen der Zarenfamilie zu Darmstadt, sowie die auf dem Weihnachtsmarkt präsenten Städtepartnerschaften geben der Krimihandlung einen guten Rahmen. Zugleich sind es wieder Momente von Lokalkolorit, welche die Handlung ergänzen und nicht nur Beiwerk sind. An mancher Stelle wirkt der Humor des Romans etwas hölzern, doch aus meiner Sicht findet der Autor überwiegend den richtigen Ton. Die Spannung zieht dieser Fall aus vielen unbekannten Elementen, die sich erst spät Stück für Stück zu einem Ganzen zusammensetzen. Somit finde ich diesen Teil deutlich spannender, als seinen Vorgänger. Kibler hat erneut gute Recherchearbeit geleistet und stilistisch für einen schönen Lesefluss gesorgt. Ergebnis ist ein spannender und unterhaltsamer Regionalkrimi.

Rosengrab

In ihrem dritten Fall wartet auf die Darmstädter Ermittler:Innen Hesgart und Horndeich nicht nur ein kniffliger Kriminalfall, sondern auch die Herausforderungen des Privatlebens haben die Beiden fest im Griff. Bei der Autobahnraststätte Gräfenhausen kommt eine junge Frau zu Tode, weil sie versuchte über die Fahrbahn zu rennen. In den daraus entstehenden Unfall ist auch eine Kollegin verwickelt. Bei der Suche nach der Identität des Opfers stoßen die Ermittler auf eine Zwillingsschwester und nicht einfache Familienverhältnisse. Kurz darauf kommt es zu einem zweiten mysteriösen Todesfall. Beide Male könnten die Opfer auch Selbstmord begangen haben, doch das Bauchgefühl der Ermittler:Innen will die einfache Lösung nicht akzeptieren. Durch die Ermittlungen werden Lügengeschichten entlarvt, die einen anderen Blick auf vergangene Ereignisse werfen, deren Schatten sich bis in die Gegenwart spannen.

Für mich setzt Michael Kibler auch mit seinem dritten Roman die gewohnte Qualität seiner Buchreihe fort, wenn ich auch dieses Mal die Fallkonstruktion etwas weniger interessant finde. Dafür empfinde ich die Figurenzeichnungen wieder stark und erfreue mich an den privaten Entwicklungen um die beiden Kommissare. Nur an wenigen Stellen finde ich den Humor unpassend, stattdessen sorgt der unterhaltsame Schreibstil für einen guten Lesefluss. Die Dialoge zwischen den Figuren passen und man kann sich die Situationen am heimischen Küchentisch von Margot bildlich vorstellen. Steffen Horndeich erhält immer mehr Raum zur Entfaltung und dies stärkt die Reihe insgesamt. Der Kriminalfall verknüpft dabei verschiedene Elemente miteinander und gibt einen weiteren Einblick in die Darmstädter Stadtgeschichte. Ich finde, dass dies einen großen Teil des Reizes der Reihe ausmacht. Spannend finde ich auch die Zwillingskonstellation rund um die junge Frau, welche dem Roman einen besonderen Impuls verleiht. Michael Kibler verfestigt somit in seinem dritten Roman, den bisher gewonnenen Eindruck, dass diese Reihe ihre Hauptfiguren weiterentwickeln wird und es auch an weiteren Handlungsideen nicht mangelt.

Schattenwasser

Der Leichenfund einer älteren Dame im Darmstädter Jugendstilbad eröffnet den vierten Fall für das Darmstädter Ermittlerpaar Hesgart/Horndeich. Wie in den vorherigen Romanen gelingt es Michael Kibler den Roman so aufzubauen, dass man diese unterhaltsame Lektüre auch ohne die Kenntnis der Vorbände genießen kann. Kurz nach dem Mord wird der Darmstädter Polizei ein rätselhaftes Schreiben zugestellt, in dem ein Bibelzitat auf den begangenen Mord verweist. Schnell kommt eine weitere Leiche hinzu und es ist zu befürchten, dass man es mit einem Serientäter zu tun hat, dessen Opfer den Tod im Zusammenhang mit Wasser finden. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Beiden auf Verbindungen eines Zeugen zu beiden Opfern. Dieser versucht die Verbindungen zu erklären, kann damit die Kommissare jedoch nicht gänzlich überzeugen.

Bei diesem Krimi gelingt Michael Kibler eine spannende Täter:Innensuche, immer wieder tauchen neue Hinweise auf potentielle Täter:Innen auf. Das Motiv für die Morde bleibt somit lange im Dunkeln und auch die möglichen psychologischen Erklärungen passen zunächst nicht zusammen. Neben dem Fall geht es wie in den Vorgängerromanen natürlich auch um das Privatleben der beiden ermittelnden Hauptfiguren. Margot Hesgart muss sich an die uneheliche Tochter ihres Lebensgefährten gewöhnen und Steffen Horndeich versucht seine Liebesgefühle zu ordnen. Diese ergänzenden Nebenhandlungen fügen sich gut in die Geschichte ein und geben dem Roman eine schöne Portion Unterhaltsamkeit. Der Schreibstil des Autors ist flüssig zu lesen und für alle Kenner:Innen der Handlungsorte ist zudem wieder die für einen Regionalkrimi passende Note Lokalkolorit dabei. Das Urteil zu dieser Reihe bleibt auch mit diesem Band durchweg positiv.

Todesfahrt

In einem Waldstück wird am Traisaer Hüttchen eine Leiche gefunden. Bei dem Toten handelt es sich um einen US-Amerikaner, wohnhaft in Darmstadt, aber nicht dem hessischen Darmstadt. Der Tote stammt aus dem Darmstadt in den USA und somit muss das Ermittlerteam Hesgart und Horndeich bis über den großen Teich hinweg ermitteln. Der Tote war Privatdetektiv, doch schnell zeigt sich, dass er sich dieses Mal nicht mit Wirtschaftskriminalität, sondern dem eigenen Privatleben beschäftigt hat. Die Darmstädter Polizei nimmt Kontakt mit den Kolleg:Innen aus Übersee auf und erfährt, dass der Tote dort Fragen zu einem mysteriösen Todesfall gestellt hat. Margot Hesgart entscheidet sich deshalb ihre Ermittlungen in den USA fortzusetzen, während Steffen Horndeich einer in Hessen lebenden amerikanischen Familie auf den Zahn fühlt. Margot wird bei ihrem Trip von ihrem Vater begleitet und muss erkennen, dass auch dessen Privatleben noch unbekannte Geheimnisse preisgibt.

In seinem fünften Darmstadt Krimi widmet sich Michael Kibler erneut einem interessanten Thema und präsentiert seiner Leserschaft das wohl weitgehend unbekannte Darmstadt aus den USA. Die möglichen Motive für den Mordfall zeichnen sich in diesem Fall schnell ab, die Fährte der Wirtschaftskriminalität wird nie zu einer ernsthaften Alternative. Dies schwächt die Spannung in diesem Band aus meiner Sicht. Gelungen ist auch in diesem Band, wie Kibler das Privatleben der Ermittler in seine Story einbaut, ohne dass dabei die Kriminalhandlung in den Hintergrund gerückt wird. Der Lokalkolorit kommt wegen der geschilderten Szenen in den USA etwas kürzer und doch erzeugt das kleine Städtchen Darmstadt aus den USA genügend interessante Reizpunkte. Während ich bei den vorherigen Romanen immer ein etwas zu kurzes Ende bemängelte, überzeugt Michael Kibler dieses Mal mit einem gut ausgearbeiteten Finish und einer von Wendungen geprägten Auflösung. Somit zeigt auch dieser Band, dass es sich bei der Darmstadt Krimireihe von Michael Kibler um starke Regionalkrimis handelt.

Engelsblut

Eine Frau wird sitzend auf den Gleisen von der Odenwaldbahn erfasst; in einem anderen Haus findet die Polizei zwei verweste Leichen, die Opfer einer brutalen Messerattacke wurden. Für die Darmstädter Kommissare Hesgart und Horndeich beginnt dieser Krimi mit drei Leichen. Bei der jungen Frau deutet alles auf einen Selbstmord hin, doch schnell kommen Zweifel an dieser Theorie auf. Das ermordete Ehepaar führt die Kommissare auf die Spur einer Leihmutterfirma in Osteuropa. Die Antworten auf die Fragen der Ermittler führen sie in diesem Roman in die Ukraine und auch nach Norddeutschland. Michael Kibler widmet sich in diesem Krimi einem spannenden Thema und lässt seine Figuren dazu durchaus unterschiedliche Einschätzungen abgeben. Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten, allerdings nutzen deutsche Pärchen die Möglichkeit, dass diese Art Geschäft in Osteuropa erlaubt ist. Der sechste Teil seiner Krimireihe setzt dieses Mal auf eine geringe Figurenanzahl, sodass sich die Ermittlungen auf wenige Personen konzentrieren. Spannung erzeugt Kibler darüber, dass die möglichen Täter:Innen Alibis vorweisen können und die Zusammenhänge der Spuren sich nicht finden lassen. Wie in den vorherigen Bänden der Reihe erfahren wir auch in diesem Teil wieder einige Dinge über das Privatleben der beiden Ermittler. Doch in diesem Teil wiederholen sich für mich die Eheprobleme von Margot und ich muss zugeben, dass ich dieses Mal die privaten Nebenstränge als störend empfinde, da sie nur bekannte Muster aus den vorherigen Bänden wiederholen. Zudem wirkt Margot in diesem Teil der Reihe emotional schwächer und dies passt nicht zu ihrem bekannten resoluten Auftreten. Der Autor bleibt seinem gewohnten angenehmen Schreibstil treu und die Kapitel werden erneut in Wochentage unterteilt, sodass man einen Einblick in den zeitlichen Aufwand erhält. Was mich auch in diesem Band erfreut, sind die Frotzeleien zwischen Steffen Horndeich und dem Gerichtsmediziner. Dieser Band ist wieder ein solider Krimi, zählt aber zu den schwächeren Bänden der Reihe.

Fazit

Diese Regionalkrimireihe gehört zu den besten Reihen dieser Art, die ich kenne. Die Reihe bietet gut konstruierte Fälle, gute lokal recherchierte Handlungsorte und ein wunderbares Figurenensemble. Michael Kibler beherrscht sein Handwerk und hat einen unterhaltsamen Schreibstil.

Autor:Inneninformation

Michael Kibler (geb. 1963) ist studierter Germanist und arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit. Schreiben ist für ihn eine Leidenschaft und ebenso ist er begeisterter Darmstädter. Sein schriftstellerischer Schwerpunkt sind Kriminalromane und in diesen setzt er seiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal.

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Wertung: 🐧🐧🐧🐧🐧

Band 1 Madonnenkinder

ISBN: 978-3-492-50533-8

Band 2 Zarengold

ISBN: 978-3-492-25310-9

Band 3 Rosengrab

ISBN: 978-3-492-96834-8

Band 4 Schattenwasser

ISBN: 978-3-492-96835-5

Band 5 Todesfahrt

ISBN: 978-3-492-27357-2

Band 6 Engelsblut

Michael Kibler Bücher & Biografie | PIPER

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