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Auf der Leseliste, weil ich in diesem Januar 2025 mit einem kleinen Soziologie-Leseprojekt beginnen wollte. Eva Illouz ist mir als Autorin noch aus dem Studium bekannt und konnte mich mit ihrem neuesten Buch auf der letzten Frankfurter Buchmesse überzeugen.
Darum geht’s:
Eva Illouz möchte mit ihrem Buch den Beweis antreten, dass Gefühle keine Privatangelegenheit sind und sie konstitutiv in modernen Gesellschaften wirken. Gefühle sind natürlich privat und vom Einzelnen ausgehend, aber ebenso politisch. Sie markieren den Übergang zwischen innerem und äußerem Selbst. In verschiedenen Kapiteln widmet sie sich den Gefühlen Hoffnung, Enttäuschung, Neid, Zorn, Furcht, Nostalgie, Scham, Eifersucht und Liebe. In den Kapiteln analysiert sie, welche Auswirkungen diese Gefühle auf die Gesellschaft haben.
Meine Bewertung:
Wie schon erwähnt, ist mir Eva Illouz als wissenschaftliche Autorin durchaus bekannt und als gut zu lesende Stilistin in Erinnerung geblieben. Mit ihrem fokussierten Blick auf Gefühlswelten zeigt Illouz auf, welche Widersprüche bis in unser Innerstes getragen werden. Wie prägend die Gefühle für unsere Gesellschaften sind, dies weist Illouz mit Unterstützung der Literatur nach. Sie orientiert sich zudem an Brüchen in der Entwicklung der modernen Gesellschaft. Ausgangspunkt für die Emotionalität dieser Brüche sind für Illouz Enttäuschungen von Gefühlen. Unsere Gesellschaften haben sich so entwickelt, dass sie sich nun auf den Einzelnen ausrichten. Theoretisch wurden Freiheitsrechte des Einzelnen propagiert und daraus abgeleitet die Verantwortung für eine glückliche Lebensentwicklung auf jeden Einzelnen übertragen. Klassisches Symbolbild für diese Entwicklung ist der amerikanische Traum. Dieser ist jedoch maßgeblich daran beteiligt, dass unsere Moderne eine Zeit der Enttäuschung ist. Das Versprechen, jeder könne alles erreichen, hat sich in der Breite als Illusion herausgestellt. Mit diesen Enttäuschungen müssen die Menschen umgehen und versuchen, das im Einklang mit ihren Gefühlen und der Umwelt zu verarbeiten. Ein Aspekt der Verarbeitung ist Konsum, mit dem man Enttäuschungen kompensieren möchte. Entscheidender Gegenimpuls einer Enttäuschung ist die Hoffnung und damit ein Fortschrittsgedanke. Dies hat auch die politische Ebene verinnerlicht und sich als ein auf die Zukunft ausgerichtetes System mit Versprechen für diese etabliert. Aufgrund unserer gefühlsbetonten Moderne ist es jedoch schwierig, dass sich in diesen Prozessen Fakten durchsetzen. Inhaltlich arbeitet Illouz dies gut heraus. An einigen Stellen überlagert sie den Text sicherlich, trotzdem bleibt sie gut strukturiert. Ein Wermutstropfen ist, dass, sofern man schon andere Bücher von illouz gelesen hat, wenig neue Erkenntnisse vermittelt werden, allerdings die Grundthese nochmals toll herausgearbeitet ist.
Mein Fazit: Eva Illouz ist erneut eine tolle Stilistin und bleibt eine der spannendsten Denker:Innen unserer Zeit. Mit diesem Buch wird deutlich, dass Emotionen eine prägendes gesellschaftliches Element sind und dies bei allen Diskussionen mehr Beachtung braucht.
Autor:Inneninformation
Eva Illouz, geboren 1961, ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Anneliese-Maier-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und den EMET-Preis für Sozialwissenschaften.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Titel: Explosive Moderne
ISBN: 978-3-518-43206-8
https://www.suhrkamp.de/buch/eva-illouz-explosive-moderne-t-9783518432068