Bond hätte lieber allein gearbeitet, aber mit M diskutierte man nicht.
Fleming, Ian: Casino Royale, S.30 Cross Cult Verlag 2012.
Der erste Bond Roman stellt die Weichen
Die Bond Tage neigen sich dem Ende zu, doch zwei Artikel fehlen noch. Zum einen jener über den ersten Roman von Ian Fleming „Casino Royale“ und dann natürlich noch eine Bewertung zum neuesten Film. Die Lektüre von „Casino Royale“ ist meine erste Begegnung mit einem der ursprünglichen Romane und ich hatte eine gewisse Erwartungshaltung. Zum einen weil aus diesem Roman eine der erfolgreichsten Multimedia Reihen der Welt wurde und zum anderen weil Casino Royale einer meiner Lieblingsbondfilme ist. Natürlich war mir schon im Vorhinein klar, dass der Roman sicherlich deutliche Änderungen zum Film haben wird. Allerdings ging es mir bei der Lektüre auch um die Frage, welchen Typus Agent Fleming eigentlich im Original geschaffen hat und ob dieser sich auch in den Filmen ausdrückt.
Um was geht es?
Der russische Agent Le Chiffre hat Gelder veruntreut und sich mit diesen verspekuliert. Nun muss er dieses Geld wieder besorgen, damit ihn nicht das russische Spezialkommando Smersch liquidiert. Seine Idee ist ein Baccara-Turnier, bei dem er die Gelder als Spieler zurück gewinnen kann. Der britische Geheimdienst hat auf eine Chance gewartet Le Chiffre auszuschalten und seinen Arbeitgeber zu zwingen ihn aus dem Dienst zu nehmen und so wird der Doppelnullagent James Bond ebenfalls zum Turnier geschickt um Le Chiffre zu schlagen. Wird ihm das Spielglück hold sein?
Mein Eindruck vom Buch
Ich bin ein Leser, der immer wieder zu Klassikern bestimmter Genre greift, da ich glaube so besser zu verstehen, an welche Traditionen angeknüpft wird. Alle Agentenromane die ich in meiner Jugend gelesen habe, basieren im Grunde genommen auf Klassikern wie Ian Fleming, John le Carré oder Ken Follett. Zu Beginn kann ich gleich festhalten, dass Ian Fleming den Klassikerstatus zu Recht inne hat. Die dargestellte Brutalität war für die Fünfziger Jahre durchaus ein Tabubruch, gerade wenn man die ebenfalls populären Detektivromane von Agatha Christie als Referenz sieht. Für heutige Leser mag dies fast unerheblich erscheinen und so vermissen Kinofans in diesem Roman auch rasante Actionszenen. Es gibt eine Bombenattacke, eine Folterszene und eine actionreiche Verfolgungsjagd, ansonsten brilliert der Roman in den Darstellungen des Kartenspiels und der psychischen Spiele zwischen Bond und Le Chiffre. Mit seiner Handlung entführt uns Fleming in den Beginn des Kalten Krieges, dessen Zielsetzung noch in der Destabilisierung des Gegners bestand.
Das dargestellte Frauenbild muss auch mit dem Blickwinkel der Fünfziger Jahre betrachtet werden. Vesper Lynd wird Bond zur Seite gestellt und er lehnt ihre Tätigkeit schnell ab, da er Frauen nicht die nötige Kompromisslosigkeit zugesteht. Dabei ist Lynd durchaus in der Lage mit dem Agenten ihre Spielchen zu machen und erweckt in ihm das Verlangen mit ihr zu schlafen. Genau dieses Frauenbild drückt sich dann auch in der weiteren Entwicklung der Bond Figur über die verschiedenen medialen Ebenen hinweg aus. Natürlich wirkt dies wie aus der Zeit gefallen. Trotzdem macht es den Roman nicht weniger gelungen, da ich ihm seinen zeithistorischen Hintergrund zugestehe.
Die Darstellung des Bösewichtes und die Schilderung der Folterszene sind starke Sequenzen und wecken emotionale Reaktionen. Bond ist ein hart vorgehender Agent, der, so wirkt es zumindest, nicht an seinen Emotionen scheitern wird. Die Bindung zu Vesper wird ab der Mitte des Romans ein wesentlicher Bestandteil der Handlung und auch hier zeigen sich psychologische Tiefenelemente. Fleming verzichtet auf unnötige Agentenklischees. Sein Bond hat aber durchaus Stil und dies wird auch durch die detailreichen Schilderungen von Räumen, Kleidungsstücken oder Fahrzeugen.
Der Roman hat eine spannende Handlung und die konzentrierte Erzählweise baut den Spannungsbogen kontinuierlich auf. Trotz meiner Filmkenntnis bleibt die Spannung durchgehend erhalten. Der Sprachstil ist treffend, hart und umgangssprachlich an den notwendigen Stelle und die jeweiligen Szenen erhalten aus meiner Sicht immer den nötigen Raum. Zum Ende hin hätte ich mir ein gesteigertes Erzähltempo gewünscht, aber insgesamt habe ich den Roman äußerst gern gelesen. Für Bond- Fans ist die Lektüre ein Muss, aber auch alle anderen Fans von Agententhrillern sollten diesen Klassiker gelesen haben und bei mir bleibt es sicherlich nicht der letzte.
Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Werbung aus Liebe zum Buch
Ian Fleming:
Casino Royale
Cross Cult Verlag
ISBN: 978-3-86425-070-5
Preis: 11,80€