Filmkritik Contra

Bisher habe ich als einzige Filmbesprechung den neuen Bond auf dem Blog vorzuweisen, heute soll nun eine zweite Besprechung folgen. Bei meinem Besuch auf der Buchmesse habe ich Sönke Wortmann erlebt, der dort seinen ersten Roman vorstellte, aber auch auf seinen neuen Film „Contra“ angesprochen wurde. Noch ein Blick auf den Trailer und so nahm ich mir vor, dass ich auch seinen neuen Film ansehen und besprechen möchte. Am vergangenen Wochenende war es dann so weit und ich habe mir diese Tragikomödie im Kino angesehen.

Sönke Wortmann ist einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure und hat sich mit Komödien, aber auch mit Filmen wie „Das Wunder von Bern“ hervorgetan. Sein neuester Film ist eine Adaption des französischen Erfolgsfilms „Le brio (Deutscher Verleihtitel Die brillante Mademoiselle Neila)“. Für die Adaption hat sich Wortmann gemeinsam mit dem Autor Doron Wisotzky noch Anpassungen vorgenommen und knüpft an den Klassiker „My fair Lady“ an. Ein strenger Juraprofessor (gespielt von Christoph Maria Herbst) lässt Studentin Naima (Nilam Farooq) in der ersten Vorlesung auflaufen, als sie zu spät kommt. In seinem rhetorischen Angriff wird er allerdings offen rassistisch und die Zeiten, in denen so etwas in den Räumen eines Hörsaales verbleiben kann, sind vorbei. Schnell geht ein Video viral und es stellt sich heraus, dass dies nicht der erste Ausreißer des Professors war. Um seine Hochschulkarriere zu retten bietet sich ihm nur ein einziger Ausweg: Er muss Naima helfen sich auf einen bundesdeutschen universitären Debattierwettbewerb vorzubereiten. Allerdings ist fraglich, ob Naima sich nach seiner Entgleisung auf ihn einlassen wird. Sie befindet sich im Zwiespalt der Ablehnung seiner Person und ihrem Ziel ihre Familie durch ein erfolgreiches Studium aus der sozialen Ungleichheit herauszuführen.

Herrliches Spiel über die Kunst der Rhetorik

Was soll ich sagen? Dieser Film bietet ziemlich viel, was mich persönlich direkt anspricht. Zum einen spielt er in der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und damit an der Hochschule, an der ich mein erstes Studium beendet habe. Ich kenne die Rotunde, die Hörsäle und den Campus und erfreue mich somit am Handlungsort. Das Thema „Erlernen der Rhetorik“ begeistert einen Germanistikabsolventen natürlich ebenso. Christoph Maria Herbst ist aus meiner Sicht die ideale Besetzung für einen arroganten Professor und zeigt sein Können vor allem im direkten Schlagabtausch. Nilam Farooq spielt den Gegenpart äußerst gelungen. Zuvor war sie mir nur als Schauspielerin bei SOKO Leipzig bekannt gewesen, aber in diesem Film hat sie die passende Rolle gefunden. Naima wird von ihr als resolute Kämpferin gespielt, die sich in einigen Szenen aber auch als Familienmensch zeigt. Sie unterstützt ihre Familie und möchte vor allem das Duldungsrecht zu einem dauernden Bleiberecht umwandeln. Diese Probleme schwingen bei ihren Auftritten im universitären Betrieb immer mit, überlagern jedoch nie ihre rhetorischen Unterrichtsstunden.

Die Beiden finden als Team zusammen und schnell ist klar, dass auch diese Pygmalion-Geschichte einen positiven Ausgang nehmen kann. Während der Unterrichtseinheiten bieten sich die Beiden einen Schlagabtausch, der Künste der Rhetorik nutzt, um auch lustige Szenen zu schaffen. Gleichzeitig zeichnet sich der Aufstieg und ein Teamgefühl ab. Wortmann gelingt es diese sprachlichen Finessen so in Szene zu setzen, dass man dem Lernen und den Umsetzungen im Wettbewerb gerne folgt und natürlich Naima die Daumen drückt.

Das Thema Diskriminierung in universitären Hörsälen ist kein Randthema. In meiner bisherigen Hochschulzeit fielen auch an einigen Stellen unpassende Worte und sie werden nicht immer an die zuständigen Stellen weitergeleitet. Auch ich habe dies nicht getan, denn natürlich war ich als weißer Mann ohne Migrationshintergrund nicht Teil von Diskriminierungen. Man kann darüber streiten ob Wortmann dieses Thema durch die leichte Lösung zu klein präsentiert, andererseits möchte er der Professorfigur auch einen menschlichen Hintergrund zu ihrem Verhalten beigeben. Für mich passt das in diesen Plot gut hinein. Ich erwarte einen Feelgoodmovie, der seine tragischen Momente zu einem glücklichen Ende führt und genau das bekomme ich auch. Trotzdem bleibt die Spannung dank des Debattierwettbewerbes erhalten.

Unterhaltsam, klug und pointiert

Dieser Film passt in eine multikulturelle Gesellschaft die noch zu lernen hat. Man lacht mit den beiden Figuren und bekommt das jeweilige Nichtwissen vorgeführt. Soziale Unterschiede werden durch die Kraft der Sprache minimalisiert. Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq geben den beiden Hauptrollen mit ihrer Spielweise eine Palette an Facetten und Herbst erfüllt zugleich auch manches Klischee. So wird aus dieser Geschichte des sozialen Aufstiegs und der Problematisierung gesellschaftlicher Unterschiede eine kluge Geschichte, die unterhaltsam und pointiert gespielt ist. Von mir gibt es deshalb eine klare Empfehlung, sich diesen Film anzusehen.

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Wertung: 🐧🐧🐧🐧

Contra

Regie: Sönke Wortmann

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