Herbert Fritsch inszeniert Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ am Schauspiel in Frankfurt mit viel Humor und Slapstick, sowie einem überragenden Wolfram Koch
Der Applaus fällt nach diesem Theaterabend im Frankfurter Schauspiel etwas lauter und länger aus, viel zu lang haben viele der Anwesenden darauf gewartet, wieder Theater in Präsenz erleben zu dürfen. Das Ganze findet zwar mit Maske aber dafür im gefüllten Saal statt. Und verdient ist der Applaus auch für das Ensemble rund um Wolfram Koch. Gerade letzterer war auch ein Grund für meinen Besuch, da ich ihn bisher noch nicht live erleben durfte. Kombiniert mit Thomas Bernhard musste mir dieser Abend einfach gefallen.
Meine Freude endlich wieder im Theater zu sitzen hielt über das gesamte Stück an, dass sicherlich für eine Rückkehr ins Bühnenpublikum auch gut geeignet war. Herbert Fritsch inszeniert dieses Stück rund um den als Theatermacher agierenden Wolfram Koch. Zweieinhalb Stunden zetert, dramatisiert dieser und stellt das Ego des großen Schauspielers Bruscon heraus. Die Energie, welche Koch dabei auf die Bühne bringt, beeindruckt mich sichtlich. Dieser muss nun in der Provinz sein Können zeigen und hat im Gepäck seine Frau (gespielt von Irina Wrona) und seine Tochter (Annie Nowak) und den mit gebrochenem Arm geschädigten Sohn (Fridolin Sandmeyer). In vergilbten Kostümen agiert die Theaterfamilie, die unter dem dominanten Regievater zu leiden hat. Bruscon übertreibt in seiner Kritik des familiären Talents und muss immer wieder auch erkennen, dass er auf diese Mitstreiter angewiesen ist, möchte er seine Kunst nicht aufgeben. Es ist wirklich köstlich, wie Bruscon zwischen Verachtung und Zuneigung wechselt, doch am Ende bleibt ein Familienpatriarch, den man in dieser Rolle nicht mögen kann.
Das Bühnenbild zeigt eine Gastwirtschaft, in welcher der Wirt (Sebastian Kuschmann und Sebastian Reiß) mit seiner Frau (Anna Kubin) darum bemüht ist, den großen Star zufrieden zu stellen. Doch schon die Räumlichkeiten mit bedrohlichen Hirschgeweihen an den Wänden zeigen alles andere als eine ästhetische Theaterbühne. Die Wirtsleute in Dirndltracht markieren zudem, dass hier der provinzielle Albtraum herrscht. Bruscon setzt dem ein die Welt erklärendes Drama entgegen und diese Gegensätze tragen das Stück. Mit Slapstickeinlagen wütet sich Wolfram Koch durch die Kulisse und sorgt auch damit für einige Lacher, passend dazu noch Bernhards Grantlerton, der in manchen Stellen einen deutlichen Anachronismus, jedoch mit der nötigen Portion Humor bietet. Das Bühnebild hat zudem noch Pappstühle, die zu Slapstickeinlagen förmlich einladen.
Herbert Fritsch präsentiert uns im Theatermacher einen Besessenen, jedoch nicht nur von der Kunst, sondern vor allem auch von sich selbst. Diese Komödie reflektiert das Theatergeschäft und macht deutlich, dass es auch zu einem Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen kommen kann. Die Kraft die das Stück daraus schöpft, ist jene der Gegenüberstellung und durch die Übertreibungen bleibt vor allem eines, nichts soll man so ernst nehmen, dass man darüber nicht lachen könnte.
Wolfram Koch hat mich in seinen Bann gezogen und so kann ich jedem nur empfehlen den Weg nach Frankfurt zu finden und diesen Bühnenathlet einmal live zu erleben. Das Stück von Thomas Bernhard kann ich tatsächlich auch Personen empfehlen, die ansonsten nicht so viel Theater schauen.
Also schaut Euch den Kalender an und wählt ein passendes Stück und auf ins Theater!