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Mein erstes Theaterstück im neuen Jahr habe ich beim Staatstheater in Mainz erlebt. Schon letztes Jahr hatte ich vorgehabt, mir das Stück „Fast genial“ anzusehen, da ich ein großer Fan von Benedict Wells und seinen Romanen bin. Deshalb habe ich mich gefreut, dass eine Romanadaption von ihm am Staatstheater zu sehen ist.
Der Weg der Hauptfigur Francis wirkt vorherbestimmt. Er lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem Trailerpark. Ihre psychische Erkrankung sorgt dafür, dass sie es nicht schafft, die Beiden zu ernähren. Francis muss sich viel um sich selbst kümmern und droht dabei, den Anschluss in der Schule zu verlieren. Francis ist sich sicher, dass er auf ewig das Leben eines Losers leben wird. Doch eines Tages erfährt er, dass er das Produkt eines wissenschaftlichen Experiments ist. Seine Mutter hat an einem Hochbegabten Projekt teilgenommen und sich den Samen eines hochbegabten Mannes einpflanzen lassen. Francis ist das Retortenkind eines übermäßig intelligenten Mannes und will sich nun auf die Suche nach seinem Vater machen. Begleitet wird er von seinem besten Freund Grover und der psychisch labilen Anne-May, die er bei einem Klinikaufenthalt seiner Mutter kennengelernt hat. Die Drei erleben eine Reise, bei der sie vor allem einiges über sich selbst lernen.
Das Stück ist ein klassischer Roadtrip, wobei schon die Romanvorlage die ein oder andere Länge hat und in vielen Szenen etwas zu holzschnittartig agiert. Hier muss man festhalten, dass die Bühnenfassung ihre Chance nicht nutzt, bestimmte Szenen zu entfernen, sondern die Schwächen der Romanvorlage beibehält und damit dem Stück unnötige Längen beschert. David T. Meyer zeigt uns einen Francis, der mit großem Selbstbewusstsein seine Geschichte erzählt und somit immer Herr des Geschehens ist. Meyer bleibt in seiner Darstellung solide, nimmt immer wieder den richtigen Blickkontakt zum Publikum auf. Im Roman habe ich allerdings bei Francis eine größere Verletzlichkeit gespürt, welche mir in diesem Stück und der schauspielerischen Darstellung fehlt. Ausschließlich der Hass, der sich über das eigene Handeln entwickelt, erlebt gekonnte und schauspielerisch gut dargestellte Ausbrüche. Anna Steffens spielt die Mutter als eine Person, die zwischen Zuneigung und Wut wandelt und gibt ihr damit den passenden Hintergrund für die psychischen Probleme. Lisa Eder spielt die mysteriös anmutende Anne-May mit der richtigen Mischung aus verführerischer Freude und scheinbarem Selbstbewusstsein. Die Entdeckung des Abends ist schauspielerisch für mich Sabah Qaloh. Er gibt dem liebenswerten Nerd Grover die passende Verschrobenheit und erweist sich auch in den musikalischen Passagen als Talent. Es wird spannend zu sehen sein, wohin sich dieser Schauspieler noch entwickelt, da er sicherlich nicht nur über komödiantisches Potenzial verfügt.
Das Bühnenbild ist minimalistisch, konzentriert sich um einen Trailer und ist deshalb ein Problem für die Darstellung des Roadtrips. Die Schauspieler:Innen bemühen sich, mit spielerischen Elementen, sowie dekorativen Elementen Reisegefühle aufkommen zu lassen, aber es gelingt nicht überzeugend. Das Stück beinhaltet zudem Gesangsnummern, welche dem Dargebotenen wohl etwas mehr Schwung verleihen sollen, trotzdem bleibt ihre Bedeutung für das gesamte Stück fraglich.
Insgesamt bleibt die Darbietung eng an der Romanvorlage und schafft es leider nicht, die zentralen Fragen des Romans zu konzentrieren. Die Schauspieler:Innen schaffen es eine Vielzahl an Personen zum Leben zu erwecken und präsentieren viele Szenen mit gekonntem Spiel, sodass man sich die Erlebnisse trotz sparsamen Bühnenbild gut vorstellen kann. Die Performance im U17 im Staatstheater ist somit insgesamt wieder ein solider Theaterabend, der aber dieses Mal Schwächen seiner Vorlage nicht ausmerzen kann.
Weitere Informationen und Termine:
https://www.staatstheater-mainz.com/web/veranstaltungen/schauspiel-23-24/fast-genial
Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧