Overholser, Wayne D.: Fluss ohne Wiederkehr

Dramatischer Überlebenskampf

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Ausgehend von meiner Vorliebe für die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand war der Weg bis zu klassischen Western nicht weit. So landete ich als Jugendlicher in der städtischen Bücherei von Groß-Gerau schnell bei Western Romanen aus dem Heyne Verlag. Die dort vorrätigen rund 30 Bücher hatte ich schnell durch und suchte dann weiter und kaufte in Antiquariaten. Irgendwann verlor ich diese Westernliebe etwas aus den Augen und bin deshalb umso glücklicher, dass der Apex Verlag einige dieser tollen Romane wieder auf den Markt bringt.

Der Mann war Soldat. Welche Urteilsfehler er auch begangen hatte, er besaß jenen persönlichen Mut, der zur Entstehung von Legenden führt.

Wayne D. Overholser: Fluss ohne Wiederkehr, 2019, Apex Verlag, S.98.

Der Roman „Fluss ohne Wiederkehr“ wählt einen realen historischen Hintergrund für seine Story, nämlich den Kampf um eine Insel, die später den Namen Beecher Island tragen sollte. Der Kampf fand im Jahr 1868 zwischen Milizsoldaten und Cheyenne Kriegern, unterstützt von Sioux und Arapaho, statt. Das Buch zeichnet ein Bild der Milizsoldaten, welches die verschiedenen Beweggründe sichtbar werden lässt, die diese zur Miliz und damit in diese Situation gebracht haben. Vier Männern widmet der Roman eine besondere Aufmerksamkeit. Jedediah Jones ist ein Lehrer, der sich der Miliz angeschlossen hat, da er die Liebe zu einer Frau nicht erwidern konnte oder wollte. Bill Harney ist als Scout tätig und das raue Leben des Westens gewohnt. Der Junge Jamey Burns scheint sich der Truppe angeschlossen zu haben, um seine Manneskraft zu beweisen, während Matthew Redig einem persönlichen Antrieb folgt. Seine Familie wurde bei einem Überfall durch die Cheyenne getötet und so befindet er sich auf einem Rachefeldzug. Doch nachdem sich die Soldaten auf die Insel geflüchtet haben und sich der Übermacht der angreifenden Krieger gegenübersehen, entsteht ein hoher psychologischer Druckfaktor. Ein Teil der Männer befürchtet, dass ihr Tod schon beschlossene Sache ist. Der junge Burns bricht unter der Gefechtssituation gänzlich zusammen und ist nicht in der Lage, in Kampfhandlungen einzugreifen. Die Männer misstrauen zudem der militärischen Führung, deren Befehle größenwahnsinnig erscheinen. Gleichzeitig zeigen die Kampfsequenzen, dass diese Männer, den drohenden Tod vor Augen, über sich hinauswachsen. Es eröffnet sich in diesem Roman somit eine tiefgründige Thematisierung zwischen Flucht vor dem eigenen Leben und seinen Entscheidungen und dieser dagegen ankämpfenden Überlebenskraft. Der Titel erweist sich aus diesem Grund, als eine Metapher für den Wunsch nicht mehr wiederzukehren und nicht nur als Beschreibung einer ausweglosen Situation. Overholser verwendet hierfür keine besonders poetische Sprache, sondern beschreibt die Geschehnisse nüchtern. Für die Leserschaft anstrengend sind die Wechsel zwischen den einzelnen Personen, die es erschweren, einen Überblick zu behalten. Ich empfinde die Szenen als stark, in denen es um die Beweggründe der Milizsoldaten geht, die Kampfhandlungen erweisen sich jedoch aufgrund einer distanzierten Darstellung als weniger spannend. Ebenso empfinde ich das Ende der angelegten Tiefgründigkeit nicht gänzlich als würdig.

Fazit

Dieser Roman ist ein anschauliches Beispiel für die Verarbeitung historischer Begebenheiten im Genre des Westerns. Die Tiefgründigkeit hat mich zunächst überrascht, aber dem Roman auch eine besondere Note gegeben. Leider kann der Roman das an einigen Stellen auftretende literarische Niveau nicht durchgehend halten und mir fehlte zudem etwas die Spannung. Etwas mehr Figurennähe an der ein oder anderen Stelle hätte hier sicherlich eine Wirkungsverbesserung erzielt.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧

Wayne D. Overholser: Fluss ohne Wiederkehr

ISBN: 978-3-7485-8278-6

https://www.apex-verlag.de/apex-western-b%C3%A4nde-1-bis-30-roman-und-anothologien-reihe/

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