Bossong, Nora: Reichskanzlerplatz

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Auf der Leseliste, weil ich gute Besprechungen gelesen hatte und das Buch zudem gut in meine anderen Lesevorhaben mit Bezug auf die NS-Zeit gepasst hat.

Darum geht’s:

Hans Kesselbach erzählt aus der Zeit zwischen 1919 und 1945. Während seiner Schulzeit freundet er sich mit dem Industriellensohn Hellmut Quandt an und lernt dessen Stiefmutter Magda kennen. Hans ist homosexuell, weiß aber darum, dass dies unter Strafe geht. Er geht deshalb mit Magda nach Scheitern von deren Ehe eine erotische Beziehung ein. Magda Quandt wird dann jedoch zu Magda Goebbels und damit zu einer der wichtigsten Frauenfiguren der NS-Zeit. Hans ist zuerst ihr Geliebter und dann stiller Beobachter.


Später habe ich mich natürlich gefragt, ob ihr damals schon etwas anzumerken gewesen war, eine Gesinnung oder übertriebene Abneigung, und ich bin all unsere Begegnungen, die während meiner Schulzeit so zahlreich nicht waren, noch einmal durchgegangen.
Bossong, Nora: Reichskanzlerplatz 2024, Suhrkamp Verlag, S.58.

Bewertung: 

Nora Bossong ist bekannt dafür, dass sie historische oder reale politische Bezüge in ihren Texten verarbeitet. Spannend an der geschilderten Geschichte von Magda Goebbels ist das daraus entstehende Porträt einer Frau, die durchweg strategisch um das eigene Fortkommen bemüht war. Mir war nicht bekannt, dass Magda Goebbels vor ihrer Heirat einmal die adoptierte Tochter eines Juden war. Magda ist die zentrale Figur des Romans trotz Erzählung in der ersten Person und aus der Perspektive von Hans. Dieser ist nämlich eine Jedermannfigur, zeichnet sich vor allem als guter Beobachter und Zeuge aus. Allerdings ist er aufgrund der Eindimensionalität nie ein durchgehend verlässlicher Erzähler. Aufgrund der Erzählperspektive kommt man jedoch Magda nie ganz nah, sondern bleibt distanziert. Vor allem nimmt die Distanz nach der Heirat von Joseph Goebbels zu. Hans Kesselbach kann man nicht als moralisierende Figur bezeichnen, und dies ist eine Stärke des Romans. Auf diesem Weg möchte der Roman aufzeigen, wie eine Gesellschaft sich hin zu einer Diktatur entwickeln kann. Für mich geht diese Intention auch wegen der gewählten Ästhetik nicht auf. Mir ist die Distanz zu den Figuren zu groß und Magda Goebbels bleibt mir als Hauptfigur zu blass. Sicherlich liefert das Buch Ansätze, wie das Kippen in eine Diktatur geschieht, doch für mich bleiben zu viele Leerstellen.

Mein Lieblingsmoment:

Die erste Wahrnehmung Magda Goebbels durch Hans Kesselbach und die sofort durch eine starke Faszination geprägt ist.

Fazit:

Dieser literarisch anspruchsvolle Romanversuch über Magda Goebbels hat einige gute Ansätze, kann mich aber aufgrund der Leerstellen in seiner Konstruktion nicht gänzlich überzeugen.

Autor:Inneninformation

Nora Bossong (Jahrgang 1982) schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧

Titel: Reichskanzlerplatz

ISBN: 978-3-518-43190-0

https://www.suhrkamp.de/nora-bossong-reichskanzlerplatz-s-1514

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