Bolz, Hendrik: Nullerjahre

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Im Rapsong „Plattenbau O.S.T.“ der Gruppe „Zugezogen Maskulin“ wird von bunten Plattenbauten und aschgrauem Himmel, sowie vom weiten Horizont und der doch oft zu verschwendeten Zeit gerappt. Ein ähnliches Gefühl transportiert ein Mitglied der Gruppe nun auch in seinem ersten Roman. Hendrik Bolz ist mit seinem Roman „Nullerjahre“ ebenfalls bei Literaturm zu Gast und wirft einen weiteren Blick auf ein Aufwachsen in Ostdeutschland. Das Buch ist keine Autobiographie und doch verweist der Autor darauf, dass alles Erzählte so ähnlich passiert sei.

  • Um was geht es ?

Bolz erzählt von einem Aufwachsen in Stralsund in den 90er und Nullerjahren. Man glaubt an gleiche Bedingungen in Ost und West, aber außer dem Fernsehprogramm sind keine Parallelen zu ziehen. Die Wende und damit verbundene Herausforderungen bringen erste Menschen dazu, dass die Überforderung in aussichtslose Situationen überzugehen scheint und diese Menschen sich aufgeben. Doch die Hauptfigur und seine Freunde möchten sich dieser Hoffnungslosigkeit nicht anschließen. Sie wollen ihren Platz im Leben finden und suchen Auswege aus der Langeweile. Ihr Weg führt sie dabei durch Gewaltspiralen und in vielen Situationen aufkommenden Hass. Eine toxische Männlichkeit prägt diese Jugend und moderiert auch den Übergang von gewaltbereiten nationalsozialistischen Jugendlichen, zu Jugendlichen die im Rap einen anderen Ausweg suchen, aber die Gewalt dabei nur schwer verlieren.

  • Was gefällt mir an diesem Buch?

Das Buch wirft einen ganz anderen Blick auf eine Jugend in Ostdeutschland, als ich diese bisher gelesen habe. Dies liegt daran, dass ich zum ersten Mal darüber lese, wie sehr diese Art der gewaltbereiten Männlichkeit die Jugend geprägt hat. Spannend, weil für mich neu, ist diese Schilderung des Übergangs von einem gewaltbereiten nationalsozialistisch geprägtem jugendlichem Umfeld, zu einem Umfeld, welches den Rap als Strategie wählt, aber die Gewalt eben nicht verdrängt. Schonungslos zeichnet der Roman diese Jugend nach. Dies wirkt sprachlich authentisch und oftmals erschreckend auf mich. Durch das Einfügen von Songzeilen wird auch die Bedeutung popkultureller Phänomene in den Text eingeschrieben. Neben dem Authentizitätseffekt wird bei Leser*innen, die wie ich der gleichen Generation angehören, eine Jugenderinnerung aufgerufen, die sich bei mir konträr zum Geschilderten zeigt und Effekte verstärkt. Ebenso hat die Sprache an vielen Stellen den Charakter eines Beats, was auch die erzählte Langeweile dieser Jugend konterkariert und lesbarer macht.

  • Wie bewerte ich das Buch?

Das Buch beeindruckt mit seiner Schonungslosigkeit und die rhythmisierte Sprache ist ebenfalls gelungen. Da ich der gleichen Generation wie der Autor angehöre, kann ich mit vielem Geschilderten etwas anfangen und das Gelesene sofort in Vergleich zu meiner eigenen Jugend setzen. Die Sprache muss einen jedoch an mancher Stelle erschrecken, dies hat aber den Nachteil, dass durch stetige Wiederholungen eine Leseermüdung eintreten kann. Nicht ganz schlüssig erscheint mir zudem die Fokussierung auf die Jugendlichen. Die Erwachsenen sind die Personen, die schneller aufgeben, aber dann auch vollkommen losgelöst agieren. Interessieren sich die Eltern tatsächlich nicht für die jugendliche Entwicklung? Trotzdem ist es ein Buch, das einen anderen Blick auf eine Jugend in Ostdeutschland wirft und damit bereichert.

  • Infos zum Buch

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧1/2🐧

Hendrik Bolz:

Nullerjahre

ISBN: 978-3462000948

Preis: 20,00€

https://www.kiwi-verlag.de/buch/hendrik-bolz-nullerjahre-9783462000948

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