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Bei den Darmstädter Krimitagen sind an jedem Leseabend zwei Autor:Innen zu erleben. Ich bin an insgesamt drei Abenden vor Ort und im Blog stelle ich die Autor:Innen und ihre Krimireihen vor. Am ersten Abend dieser literarischen Krimiwoche lasen Jan Beck und Johannes Groschupf. Jan Beck stellte seine Thrillerreihe um das Ermittlerteam Björk und Brand vor und las aus dem neuesten Roman „Das Ende“ erschienen 2023 bei Penguin. Ich stelle Euch jedoch die gesamte Reihe vor.
Das Spiel
Die Schülerin Mavie entdeckt während einer Party ein seltsam leuchtendes Tattoo an ihrem Körper, ein Tattoo das sie sich nie hat stechen lassen. Sie gerät in Panik über den leuchtenden Skorpion auf ihrem Körper und verschwindet aus ihrem Elternhaus. Europol-Ermittlerin Inga Björk versucht derweil einen Mordfall mit abgetrennten Körperteilen aufzuklären, der sich zu einem Serienfall entwickeln könnte. Sie setzt dabei auf die Mithilfe von Christian Brand als Personenschützer, da sie selbst gefährdet scheint. Die beiden Ermittler stoßen auf ein gefährliches Spiel im Darknet und müssen erkennen, dass sich noch mehr Personen in Gefahr befinden.
Dieser Thriller steigt mit einer brutalen Szene ein und gibt sogleich einen Hinweis auf das Motiv, da die unbekannten Täter sich eines Mals am Körper der Toten bestätigen. Somit ist man schnell im Roman angekommen und bekommt in der Folge die beiden Ermittler nähergebracht. Dabei lässt der Roman aufgrund seiner wechselnden Fokussierung auf Ereignisse lange unklar, wie die verschiedenen Szenerien in Verbindung stehen und was dies für die Personen des Romans bedeutet. Trotz der Wechsel behält man als erfahrener Leser allerdings den Durchblick und erfährt die verschiedenen Perspektiven: Ermittler, Täter und Opfer. Auf diese Weise gelingt es dem Autor das Spannungsmoment zu steigern. Für manch einen kann dies natürlich eine Herausforderung sein, ich konnte aber gut folgen. Die agierenden Nebenfiguren werden durch die Perspektivwechsel gut vermittelt und man kann die Puzzlestücke der entstehenden Zusammenhänge zusammensetzen. Schnell wird deutlich, dass die Mordserie in Verbindung zu einem Spiel im Darknet steht. Unklar bleibt wie die Opfer ausgesucht werden und vor allem, was es mit dem Skorpion Tattoo auf sich hat. Man ist gespannt darauf herauszufinden, wie diese Tattoos unerkannt auf die Körper der Opfer gelangt sind. Die Figur der Schülerin erhält eine stärkere Tiefe, da man erfährt, in welch schwierigen Familienverhältnissen das Mädchen aufwächst. An einigen Stellen wirkt dieser Handlungsteil mit Blick auf die Flucht jedoch etwas realitätsfern. Stark ausgearbeitet finde ich die Figur eines recherchierenden Journalisten, der sich in seinen Recherchen verliert und dabei zunehmend selbst in Gefahr gerät. Die beiden Ermittlerfiguren bleiben in vielen Wesenszügen vage und man darf gespannt sein, wie sich die Beiden über die weitere Reihe entwickeln. Brandt ist dabei ein aktiver Draufgänger, der jedoch nicht immer versteht, in welchen Gesamtzusammenhängen sich die Ermittlungen bewegen. Dies liegt vor allem daran, dass Inga Björk lange rätselhaft in ihren Ansätzen bleibt. Aus diesen Unklarheiten erzeugt der Text eine Spannung zwischen den beiden Figuren, die nicht belastend auf das Verhältnis, aber impulsgebend auf die Figurenhandlungen wirkt. Sprachlich fehlt dem Roman an bestimmten Stellen Qualität. Doch es stehen natürlich Cliffhanger und der Fokus auf Tempo und Perspektivwechsel im Vordergrund. Da die Grundidee des Jagdspiels früh im Roman erkennbar wird, ist der Spannungseffekt auf die Jagd auf Täter, sowie Opfer entscheidender Aspekt.
Da ich kein ausgewiesener Thrillerleser bin, müssen mich Romane, die auch die Brutalität der geschilderten Taten in den Fokus stellen, immer erst einmal von ihrer Grundidee überzeugen. Dies gelingt Jan Beck auf jeden Fall und ich kann die Handlungsstränge nachvollziehen und finde sie interessant. Trotzdem hat mich der Roman nicht gänzlich in seinen Bann ziehen können, zu unklar blieb das Verhalten der Ermittlerin Björk und die Hintergründe der Taten. Die Auflösung am Ende ist spannend, aber kann aus meiner Sicht nicht bei der Zusammenführung aller Fäden überzeugen. Trotzdem ein spannender Reihenauftakt für Thrillerfans.
Die Nacht
In seinem zweiten Fall muss das Ermittlerteam Björk/Brand sich mit dem perfiden Plan eines/ einer Serientäter:In auseinandersetzen. Der „Nachtmann“ meldet sich bei den Ermittlern und gibt den Blick über einen Stream frei auf Menschen, die er in Glaszylindern gefangen hält. Jede Nacht soll ein Mensch sterben, sofern die von ihm gestellten Forderungen nicht erfüllt werden. Inga Björk holt sich für diesen Fall wieder den Kollegen Brand zur Hilfe, muss diesen jedoch zunächst aus einer kritischen Situation befreien. Die Schwierigkeit bei den Ermittlungen liegt vor allem darin zu erkennen, in welchem Zusammenhang die Gefangenen stehen und deren Identität zu ermitteln. Eines der Opfer erhält einen etwas größeren Raum, da man Teile der Geschichte aus ihrer Perspektive erfährt. Sie versucht mit den anderen Gefangenen zu kommunizieren und ist nicht nur für die Leserschaft, sondern auch für das Ermittlerteam ein wichtiger Anhaltspunkt. Jan Beck hat, wie im ersten Band seiner Reihe, wieder eine richtig spannende und interessante Grundidee für seinen Roman. Wie schon im vorherigen Band müssen die Ermittler:Innen bis in die Vergangenheit graben, um dem Motiv für die Tat auf die Spur zu kommen. Ich finde es zudem äußerst interessant und spannend, dass auch in diesem Teil der Reihe ein Tathergang gewählt wird, der sich in der Öffentlichkeit inszeniert. Beim Lesen muss man sich auf die verschiedenen Zeitebenen einlassen, aber dies hat bei mir schon im Vorgängerband gut geklappt. Die beiden Ermittlerfiguren erhalten in diesem Roman etwas weniger Raum für zwischenmenschliches Spiel, lernen sich aus meiner Sicht auch nicht besonders stark intensiver kennen. Vielmehr bleibt zwischen den Beiden ein Spiel bestehen, dass auch aus Missverständnissen und Geheimnissen besteht. Dies ist aber aus meiner Sicht ein Reiz der Reihe. Der Schreibstil ist flüssig und die kurzen Kapitel und Cliffhanger haben bei mir im Vergleich zum ersten Band besser funktioniert und ich habe diesen Teil der Reihe mit größerer Spannung gelesen. Jan Beck setzt mit seiner Art, die Motive der Täter:Innen über verschiedene Perspektiven und Rückblenden aufzudecken auf eine spannende Konstruktion, die das Spannungsniveau steigert. Der Roman gefällt mir in Teilen besser als der Vorgänger, den man nicht zwingend gelesen haben muss. Trotzdem bleibt auch hier eine Spur verschenktes Potential. Die Auflösung erfolgt aus meiner Perspektive zu wenig durch Ermittlungsarbeit und dem Ende wird zu wenig Raum eingeräumt. Die abrupt wirkende Darstellung mancher Details hätte nicht zwingend sein müssen. Trotzdem ist dies ein spannender Thriller, mit hochspannendem Handlungsaufbau.
Die Spur
Jan Beck setzt seine Reihe um die Europol-Ermittler Inga Björk und Christian Brand mit einer weiteren spektakulären Mordserie fort. Dieses Mal tauchen in einem kurzen Abstand Leichen in europäischen Großstädten auf, die wie Statuen drapiert werden. Der Zusammenhang zwischen den Toten lässt sich nicht schnell erschließen, bis alles auf eine Eliteschule der Europäischen Union hindeutet. Unklar bleibt jedoch das Motiv hinter den Taten; klar ist, dass die Ermittler schnell handeln müssen, um weitere Opfer zu verhindern.
Jan Beck setzt in diesem Band erneut auf spektakuläre Todesfälle, die eine große Öffentlichkeit herstellen. Damit bleibt er dem bisherigen Erfolgsrezept der Reihe treu und setzt dieses Rezept auch stilistisch fort. Auch dieses Mal wird die Geschichte aus den Perspektiven der beiden Ermittlerfiguren erzählt. Zudem durchziehen Rückblenden aus der Vergangenheit, die eine Opferperspektive einnehmen, den Text. Dieser Stil erfordert durchaus Konzentration beim Lesen, trägt aber auch zu einem erhöhten Spannungsbogen bei. Zugleich erhöht sich das Erzähltempo und ermöglicht, mehr Cliffhanger zu setzen. Jan Beck beherrscht den Spannungsaufbau und weiß um die Stärken seiner kurzen Kapitel, die es einem schwer machen, eine Lesepause einzulegen. Die beiden Ermittlerfiguren setzen ihr bekanntes Spiel zwischen Annäherung und Distanz fort, schließlich sind sie in ihren Charakteren sehr unterschiedlich. Doch in diesem Band erhöht Jan Beck das Prickeln zwischen den beiden. Dabei gelingt es ihm nicht, in klischeebehaftete Szenen abzurutschen und dies unterstreicht die schriftstellerische Qualität.
Gegenüber den beiden Vorgängerromanen muss ich jedoch konstatieren, dass dieser Band in seiner Fallkonstruktion schwächelt. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Absolvent:Innen einer Eliteschule einflussreiche Positionen in Wirtschaft und Politik erlangen und diese dafür nutzen können, die Ermittlungen zu behindert. Die schlussendliche Offenbarung der Täterkonstellationen bleibt aus meiner Sicht jedoch undurchsichtig und nicht ganz nachvollziehbar. Zumindest mir war dies an mancher Stelle zu weit hergeholt. Deshalb hat mich dieser Band, so spannend er auch geschrieben ist, am Ende etwas enttäuscht. Trotzdem ist es wieder ein unterhaltsames Buch und bei dieser Reihe ein Jammern auf hohem Niveau.
Das Ende
Im vierten Band der Europol-Reihe sehen sich die Ermittler Inga Björk und Christian Brand wieder mit einem herausfordernden mysteriösen Fall konfrontiert. Eine scheinbar verwirrte Frau rennt am Rosenmontag in Köln auf die Straße und wird überfahren; kurz darauf taucht in den sozialen Medien ein Video auf, in dem ein Mann in Münster enthauptet wird. Die damit in Verbindung stehende Website war schon für einen Livemord in Montpellier genutzt worden. Wer hat ein Interesse daran, solch grausame Ereignisse einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und was hat dies alles mit der verwirrten Frau aus Köln zu tun?
Wieder einmal treibt ein Täter sein Spiel mit dem Ermittlerduo, in dem er sie an den Taten per Videostream teilhaben lässt und zugleich das Rätsel ausstellt, warum bestimmte Personen anderen Menschen nach dem Leben trachten. Außerdem bleibt die Identität der Opfer rätselhaft. Inga Björk und Christian Brand müssen zudem mit neuen Strukturen in ihrer Behörde kämpfen. Die neue Chefin möchte die beiden Ermittler zu deren Missfallen nach ihren erfolgreichen Einsätzen medial für Werbezwecke nutzen. Überdies ernennt sie Brand zum Chef, was zu neuen Spannungen zwischen ihm und seiner Kollegin führt.
Jan Beck bleibt seiner Stilistik treu und verwendet wieder verschiedene Zeitebenen, um die Geschichte zu erzählen. In den vergangenen Bänden sorgte dieser Stil für einen erhöhten Spannungsfaktor. Es stellte die Leserschaft aus meiner Sicht zwar vor Herausforderungen, man konnte den Romanen aber gut folgen. Doch bei diesem Band sind diese Ebenen in meinen Augen zu komplex und stören den Lesefluss, da sie alles unverständlicher machen. Dies zieht sich in der Storyline ebenfalls durch, die bis zum Ende etwas wirr wirkt.
Gelungen sind wieder die Figurenzeichnungen, das wechselnd von Nähe und Distanz geprägte Verhältnis des Ermittlerduos unterhält wieder gut. Beide Figuren können ihre Ermittlungsstärken zeigen und ergänzen sich auf diesem Wege. Überhaupt hat der Roman wieder viele coole Protagonisten und aus Spannungssicht ein hohes Tempo. Jan Beck hat über die gesamte Reihe hinweg bewiesen, dass er einen wunderbar mitreißenden Schreibstil hat und unterstreicht dies auch in Band vier. Der Band war aufgrund zu vieler offener Fragen zwar etwas schwächer, doch es war wieder eine spannende Unterhaltungslektüre.Schicksalsschlägen. Außerdem fehlt mir seine Partnerin als zentrale Figur in diesem Roman, die nur eine Nebenrolle hat.
Fazit
Ich bin kein großer Thrillerexperte, aber sehr froh, dass ich auf diese Reihe durch die Darmstädter Krimitage gestoßen bin. Die Idee, dass die Morde immer in Verbindung zu einer breiten öffentlichen Wahrnehmung stehen, teilweise live übertragen werden, ist wirklich ein äußerst spannender Ansatz. Die ersten beiden Bände habe ich aufgrund des mitreißenden und spannenden Schreibstils verschlungen. In den Nachfolgebänden kann dieses Niveau allerdings nicht gehalten werden. Die Serie lebt von tollen Ermittlerfiguren, die mit der Entwicklung ihres Verhältnisses und ihren unterschiedlichen Stärken die Serie prägen und tragen. Gekoppelt an den spannenden Schreibstil ist dies der richtige Mix, um eine gute Thrillerserie zu erschaffen, die ich gerne weiterempfehle. Im Rahmen der Darmstädter Krimitage hat der Autor Ausblick auf seine neuen Ideen gegeben und ich freue mich darauf sehr.
Autor:Inneninformation
Jan Beck (geb. 1975) ist das Pseudonym des österreichischen Schriftstellers. Fischler studierte Rechtswissenschaften und war verschiedene Jahre als Jurist in Banken tätig. 2007 machte er sich mit einem Online-Wirtschaftsblog selbstständig und begann zu schreiben. Als Joe Fischler veröffentlichte er schon zwei Krimireihen um Ermittlerin Valerie Meuser im Haymon Verlag und Inspektor Bussi bei Kiepenheuer und Witsch. Unter dem Pseudonym Jan Beck veröffentlicht er seit 2020 Thriller um das Ermittlerteam Björk und Brand.
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Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Inga Björk und Christian Brand Reihe
Band 1: Das Spiel
Band 2: Die Nacht
Band 3: Die Spur
Band 4: Das Ende