#weltdermuseen #museum #museumvisit #kunsterleben #kunstmuseum #neuesachlichkeit #kunsthallemannheim #modernekunst #artmuseum #museumlover
Im vergangenen Jahr habe ich die Mannheimer Kunsthalle schon einmal besucht und war von der Raumsituation und einer leichten Anreise begeistert. Direkt neben der Kunsthalle befindet sich ein dazugehöriges Parkhaus und somit ist man mit dem Auto schnell vor Ort.
Nun habe ich die Kunsthalle erneut besucht und mir die Ausstellung „100 Jahre Neue Sachlichkeit“ angesehen. Die Kunsthalle feiert nämlich Jubiläum. Vor 100 Jahren kuratierte Gustav Friedlich Hartlaub eine Gegenwartskunstausstellung und gab damit einer ganzen Stilrichtung ihren Namen. Doch diese Ausstellung ist kein einfaches Remake und dies nicht nur, weil 20 Bilder der ursprünglichen Ausstellung verschollen sind. Denn vor 100 Jahren fehlten vor allem die Künstlerinnen, und dies korrigiert die neue Ausstellung. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs wendeten sich die Künstlerinnen vom Expressionismus ab, verarbeiteten nun die entstandenen Narben. Zugleich gab es bahnbrechende technische Veränderungen und einen Hoffnungsschimmer im kulturellen Leben der Zwanzigerjahre. Doch die viel zitierten „Goldenen Zwanziger“ waren nur eine kurze Zeitphase. Die Hinwendung zum Realismus und damit auch zu den dunklen Seiten des Alltags war kein rein deutsches Phänomen, was in dieser Jubiläumsausstellung betont wird. Drei Künstler greift die Ausstellung mit Otto Dix, Georg Grosz und Max Beckmann heraus. Ich schätze alle drei Künstler hinsichtlich ihrer Ästhetik. Neu kennengelernt habe ich das Bild „Grauer Tag“ in welchem Grosz Männer in ihrer beruflichen Funktion zeigt und ihnen nur zeichnend Eigenschaften mitgibt. Der „Streichholzhändler“ von Otto Dix zeigt die Armut dieser Zeit und macht aus diesem ein mageres Kind. Für Beckmann typisch ist für mich in dieser Ausstellung das Bild „Fastnacht“. Doch mehr als an diesen mir bekannten Künstlern erfreue ich mich an den für mich neuen Namen. Die „Neue Sachlichkeit“ ist geprägt von einer Faszination für menschliche Darstellungen, wobei die Bilder zugleich gesellschaftliche Rollen und deren Wahrnehmung festhielten. Außerdem wird Körperlichkeit in der Differenz zu Idealvorstellungen verarbeitet.
Für die Darstellung von Frauen ist die Diskrepanz zwischen Emanzipationsbewegung und dem Elend, in dem viele Frauen lebten, prägend. Eine der nun präsentierten Künstler:Innen ist Edith Dettmann mit ihrem Gemälde „Mädchen am Fischteich“, welches in der Farbgebung und Zeichenstil einen Gegensatz zum eigentlich unbeschwerten Bildthema wählt. Überhaupt beschönigen die Künstler:Innen dieser Zeit nichts. Alkoholsucht wird ebenso wie Armut betont. Otto Ritschl setzt in einem Bild einen Betrunkenen ins dominierende Zentrum. Für mich bleiben die farbenprächtige Ausgestaltung in Erinnerung, die eindringliche Stimmungen transportiert und die feine Verarbeitung der technischen Neuerungen.
Hervorheben möchte ich unter anderem das Bild „Der Träumer II“ von Heinrich Maria Dayringhausen. Dieses Bild zeigt auf, dass die Stärkung des weiblichen Geschlechts bei vielen Männern als bedrohend wahrgenommen wurde und in eine gewalttätige Reaktion umschlagen kann. Die stark auf Formen ausgerichtete Wahrnehmung von Landschaften und Natur betont in meiner heutigen Sicht auf die Bilder oftmals den menschlichen Einfluss. Die Welt wandelt sich und diese Entwicklung zeichnet diese Kunstströmung nach. Wilhelm Heise macht dies eindrucksvoll in seinem Gemälde „Verblühender Frühling“. Ebenso zeigt dies ein Selbstbildnis von Walter Schulz-Matan. Wie detailliert die Bilder gemalt sind, wird einem bei „Gläser“ von Hannah Höchst bewusst, wo die Künstlerin sich gespiegelt in einem der Gläser verewigt hat. In Erinnerung bleibt auch Max Beckmanns Gemälde „Rugbyspieler“.
Besonders ist, dass man in einer Multimedia-Präsentation im ersten Stock dann noch die damalige Ausstellung erleben kann. Highlight hierbei die Animation bestimmter Bilder und damit erneut der Verweis auf die „Sachlichkeit“. Hier wird Technik mit der in den Bildern spürbaren Lebendigkeit gekoppelt.
Mir hat die Ausstellung richtig gut gefallen. Man kann in diesen Bildern so viel entdecken und sich in ihnen verlieren. Die Qualität der Beobachterrollen und wie man in einem Bild so viel transportieren kann, haben mich beeindruckt. Die Kuratierung ist toll gemacht und man bekommt viel vermittelt. Die Titel der Bilder könnten allerdings etwas größer gedruckt werden. Trotzdem freue ich mich schon auf zukünftige Besuche in der Mannheimer Kunsthalle.
Die Ausstellung kann noch bis zum 09. März besucht werden.
Werbung aus Liebe zur Kunst
Wertung: 🐧🐧🐧🐧🐧🐧
Mehr Informationen unter: https://kuma.art/de/ausstellungen