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Auf der Leseliste, weil ich anlässlich des Besuchs des Autors der Darmstädter Krimitage seine „Totenfrau Trilogie“ vorstelle.
Darum geht’s:
Im ersten Band der Trilogie wurden wir Zeuge, wie die Bestatterin Blum nach dem Tod ihres Mannes Rache an dessen Mördern verübte. Nun hofft sie auf ein ruhiges Leben mit ihren Kindern. Plötzlich entdeckt sie in einer Illustrierten ihr Ebenbild als Teil einer Ausstellung ähnlich den bekannten „Körperwelten“. Sie begibt sich auf die Suche danach, was es mit diesem Toten auf sich hat. Zugleich wird bei einer Exhumierung entdeckt, dass Blum ihre Opfer in anderen Gräbern untergebracht hat. Die Spuren führen direkt zu ihr als Bestatterin, und sie ist gezwungen zu fliehen und ihre Kinder beim Schwiegervater zurückzulassen. Bei dieser Flucht entdeckt sie, dass sie vielleicht noch eine weitere Familie hat, die jedoch ebenfalls von einem dunklen Geheimnis belastet ist.
Meine Bewertung:
Bernhard Aichner setzt seine Totenfrau-Trilogie fort und lässt seine Hauptfigur neue Herausforderungen erleben. Schon nach dem ersten Band war eigentlich klar, fünf Menschen spurlos verschwinden zu lassen, das wird nicht gut gehen können. Es kommt nun in der Trilogie von Aichner dazu, dass die Polizei feststellt, dass weitere menschliche Überreste in anderen Gräbern entsorgt wurden. Die Spur führt zu Blum und zwingt diese zur Flucht. In dieser Konstellation steckt eine hohe menschliche und familiäre Dramatik. Blum muss ihre Kinder zurücklassen, ihr treuer Mitarbeiter Reza wird gezwungen, Schuld auf sich zu nehmen. Für mich hätte diese auf Blum fokussierte Geschichte schon ausgereicht, um die Trilogie spannend fortzuführen. Bernhard Aichner geht einen Schritt weiter und fügt einen Handlungsstrang um eine noch unbekannte Familie hinzu. Mir gefällt an diesem Strang, dass man sich bei der Ausstellung sofort an die allen bekannten Körperwelten erinnert fühlt. Ich denke, jeder hat sich mit diesem Thema schon einmal mit einem anfänglichen Befremden auseinandergesetzt. Blum lernt ihren Stiefbruder kennen, und diese Figur bleibt für mich über den gesamten Roman suspekt. Mir wird nicht klar, mit welcher Motivation er Blum helfen will. Außerdem ist nicht ersichtlich, wie er zu den eigenen familiären Verhältnissen steht. Ich empfinde ihn deshalb als Figur nicht besonders gut ausgearbeitet. Die Location des leer stehenden Hotels ist eine spannende Örtlichkeit und erhöht den beklemmenden Effekt, von den eigenen Kindern isoliert zu sein. Relativ schnell ist für mich deutlich, dass mit Blums neuem Familienzweig etwas nicht stimmt. Alle Figuren sind wie von einem mystischen Hauch umgeben.
Für mich entfernt sich Aichner an manchen Stellen zu stark von seiner Hauptfigur, dadurch entsteht eine Distanz trotz der Erzählperspektive von Blum. Aus der selbstbewussten Figur wird in diesem Roman eine Frau, die an ihrer Isolation verzweifelt und deshalb schwach erscheint. Für mich hat die Faszination für diese Figur deshalb etwas gelitten. Die eingespielten Horrorelemente im Roman funktionieren allerdings und so zeigt auch dieser Roman wieder, dass Aichner die Genreregeln beherrscht.
Meine Lieblingsmomente: Dies ist definitiv das erste Gespräch zwischen Blum und Alfred, dem Hotelbesitzer. Bernhard Aichner schreibt einen dichten Dialog, der in wenigen Worten die Haltung der beiden Figuren durchbricht.
Mein Fazit: Bernhard Aichner hat mit Klara Blum eine bemerkenswerte Figur geschaffen und spart in seiner Reihe nicht mit Brutalität. In seiner Trilogie geht es sowohl körperlich als auch physisch zur Sache. Die Handlung ist pointiert geschrieben, Extremsituationen werden spürbar geschildert und immer wieder besondere Spannungseffekte gesetzt. Im zweiten Teil hätte ich mir allerdings etwas mehr Kontinuität bei der starken Frauenfigur gewünscht.
Autor:Inneninformation
Bernhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedrich Glauser Preis.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Titel: Totenhaus
ISBN: 978-3-442-75455-7
https://www.penguin.de/buecher/bernhard-aichner-totenhaus/buch/9783442754557