Abreu, Andrea: So forsch, so furchtlos

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Wie eine Katze. Isora kotzte wie eine Katze.

Abreu, Andrea: So forsch, so furchtlos, S.7, Kiepenheuer und Witsch 2022.

Den Start des Jahres habe ich auf dem Blog mit einem neuen Layout begonnen und auf neue Strukturen verwiesen. Zum Start gab es zudem ganz viel Karl May. Doch nun soll es natürlich weiter gehen und zwar mit einem Blick auf die neue Gestaltung. Ich habe lange pausiert, weil ich überlegen musste, wie es weitergehen soll. Ich habe mich dann entschieden weiter zu machen und das ist vor allem Resultat meines letztjährigen Besuches der Frankfurter Buchmesse. Ich hatte dort wieder richtig Spaß an der Bücherwelt und allem was dazu gehört. Ich habe tolle Titel in allen Genres entdeckt, tolle Veranstaltungen erlebt und zu viele Buchbegeisterte getroffen, mit denen mir der Austausch zu wichtig ist.

Mir wurde dabei aber auch klar, dass ich meinen Blog nochmals neu aufbauen muss. Mein Blog ist keine Buchhandlung, kein Reiseführer und will auch nicht das Feuilleton ersetzen. Mein Blog ist vor allem das Abbild meiner Lust an Kultur und bei Büchern das Abbild meiner Lust auf bestimmte Bücher. Ich will zukünftig mehr erklären, warum ich mich für bestimmte Bücher entschieden habe und woher Tipps kommen. Ich will auch zeigen wie ich Bücher kombiniere und ihr werdet sehen, dass ich auch gerne einmal Leseprojekte entwickele. 

Das erste Beispiel hierfür resultiert ebenfalls aus der letztjährigen Buchmesse. Jedes Jahr interessiere ich mich für das Gastland und so war es auch mit Spanien. Es sorgt einfach dafür, dass ich mich mit den Büchern und der Kultur eines fremden Landes beschäftige. Spanien ist natürlich nicht so weit weg und weniger fremd und doch konnte ich vieles neu entdecken. Im Vorfeld gab es natürlich viele Berichte über spanische Neuerscheinungen und an einem Titel kam man in deutschen Feuilletons nicht vorbei und dies war der Roman „So forsch, so furchtlos“ von Andrea Abreu. Mit diesem Roman starte ich heute in die Kategorie „Bücherwelt Erwachsene“.

Eine Mädchenfreundschaft in der Pubertät

Der Roman wird von einer Ich-Erzählerin erzählt, die man etwa auf 10 Jahre schätzen kann. Sie erzählt von einem Aufwachsen in einem abgelegenen Bergdorf von Teneriffa. Wir befinden uns abseits der touristischen Anlaufpunkte und erleben ein Heranwachsen abseits der Coming-of-Age Geschichten, wie man sie hollywoodreif kennt. Die Erzählerin berichtet von einer Mädchenfreundschaft. Für sie ist Isora nicht nur die beste Freundin, sondern der wichtigste Referenzpunkt in ihrem Leben. Beide Mädchen müssen die Abwesenheit ihrer Mütter kompensieren und verbringen viel Zeit bei der Großmutter von Isora. Die Mutter der Erzählerin ist viel am Arbeiten und als Putzkraft dort tätig, wo sich die Mädchen durchaus auch hin  wünschen würden, nämlich in den Villen der Reichen. Isora wächst bei ihrer Oma auf und scheint für die Erzählerin aus diesem Grund ein Anziehungspunkt der Freiheit zu sein. Isora ist diejenige, die sich in ihrem Verhalten als Pubertierende zeigt. Sie ist gezwungen ist sich schneller zu entwickeln. Sie kann Tabus brechen, entführt die Erzählerin in eine Welt, die einen Abenteuerhauch hat. Dies rettet jene aus einem tristen Umfeld und langweiligen Sommerferien. Doch Isora muss auch Druck verarbeiten, strebt nach einem Schönheitsbild und wird von der Großmutter auch gedrängt. Sie beginnt Diäten und zu kotzen und zugleich erwacht in ihr ein sexuelles Verlangen, an welchem sie die Erzählerin teilhaben lässt. Es ist eine Abhängigkeit zu verzeichnen. Die Ich-Erzählerin ist auf Isora fokussiert und muss erkennen, dass diese auch alleine Erfahrungen machen wird. Man spürt Enttäuschung, als Isora sich mit einem Jungen einzulassen scheint. Die Basis des Plots ist diese Mädchenfreundschaft und doch hat dieser Roman keine aufgebaute Handlungsstruktur. Vielmehr bündelt er Episoden unter der Thematik der Mädchenfreundschaft.

Ein Buchtitel der sich in Handlung und sprachlicher Gestaltung zeigt

Dieser Text lebt von seiner Lebendigkeit, die sich nicht nur in den verschiedenen Episoden und den Handlungen der beiden Mädchen zeigt, sondern vor allem in der Sprache des Textes. Der Titel des Romans ist gleichzeitig sein Programm und deshalb empfinde ich ihn in der deutschen Ausgabe als gelungen. Er entspricht jedoch nicht dem original spanischen Titel in direkter Übersetzung. Dieser Roman ist aber wie sein deutscher Titel. Er ist forsch und er zeigt in der Figur der Isora eine gewisse Furchtlosigkeit. Forsch ist an diesem Roman seine sprachliche Gestaltung, die eine kindliche und jugendliche Sprache abbildet, die auch rotzfrech und derb daher kommen kann. Sie zeigt darin, dass diese beiden Mädchen keine Rücksicht nehmen. Der Roman erzeugt hieraus seine Authentizität und macht die Sprache zum tragenden Element. Damit schafft es die Autorin die Unsicherheit ihrer Figuren auch über die Sprache zu transportieren und zudem die Ambivalenz aufzuzeigen, die sich im gesamten Buch zeigt. Die beiden Mädchen sind durchaus verschieden, befinden sich im Konflikt zwischen Umfelderwartungen und den eigenen Vorstellungen von Freiheit. Sie wachsen in durchaus armen Verhältnissen auf, wollen daraus das Beste machen und doch ist da die Sehnsucht nach dieser sehr fern erscheinenden Welt der Reichen und der Schönen, wie sie auch als Schein im Fernsehen reproduziert werden. Doch die beiden Mädchen sind so ganz anders und der Roman will sie auch nicht psychologisch analysieren, sondern er zeigt ihr Leben. Dies ist eine wahre Stärke des Buches. Ebenso spürt man eine falsche Idealisierung von Isora und die vielleicht auch bei der Erzählerin aufkommenden Zweifel deuten sich an. Sie werden aber nicht zu Ende erzählt, da sie eine große Entscheidung nach sich ziehen würden.

Fazit

Man erfreut sich an der Sprachgewalt und der Lust, mit welcher die Autorin ihre Figuren zu uns sprechen lässt. Es ist zudem eine gute Entscheidung nicht alles zu erzählen, sondern damit die Freiheit der beiden Mädchen in die Handlung zu übertragen. Trotzdem hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle mehr roten Faden und zielgeführte Handlung gewünscht. Dies ist allerdings eine Frage des Lesegeschmacks. Die sprachliche Qualität und die freche Art sind eine aufhellende Entdeckung in der Literaturwelt und so empfehle ich dieses Buch als Wind für den eigenen Leseimpuls und für die Lust an Sprache und neuen Ideen. Für mein Leseprojekt zum Gastland Spanien war es auf jeden Fall ein gelungener Auftakt, auch wenn ich keine Höchstwertung vergebe.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧🐧

Andrea Abreu: So forsch, so furchtlos

ISBN: 978-3-462-00175-4

https://www.kiwi-verlag.de/buch/andrea-abreu-so-forsch-so-furchtlos-9783462001754

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