Marwan, Anna: Verpuppt

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Anna Marwan ist mir erstmals beim Ingeborg-Bachmannpreis 2022 ins Blickfeld geraten, den sie dann auch gewann. Für eine Beschäftigung mit Slowenien und seiner Literatur hat sich deshalb angeboten, auch ihren neuen Roman „Verpuppt“ heranzuziehen. Dieser ist 2023 im Otto Müller Verlag erschienen.

„So lässt sich allerdings nicht lange leben, in der Haltung eines Fötus, in Unschuld.“



Marwan, Anna: Verpuppt, 2023, Otto Müller Verlag, S.7.

Ihr Roman ist alles andere als leichte Kost, denn hinter ihn und das Erzählte zu kommen ist schier unmöglich. Dies liegt daran, dass dieser Roman von Rita erzählt, einer jungen Frau, welche die Welt nicht mit den uns bekannten Maßstäben zu erfassen erscheint. Ihr Blick ist rein subjektiv, objektive Welterfassungen sind schwierig. Rita scheint einen großen Teil der erzählten Zeit in einer psychiatrischen Einrichtung zu verbringen, Therapeut:Innen wollen sie ermutigen zu erzählen, was in ihren inneren Bildern erscheint, versuchen damit ebenfalls sie als Person zu ergründen. Rita nimmt dieses Umfeld nie als Klinik wahr, hat dafür andere Begriffe und glaubt sich als Mitarbeiterin in einem Institut für Raumfahrt. Sie erzählt von anderen Figuren, von denen nie klar ist, ob diese nur für sie oder in einer objektiven Welt existieren. Einzig die Mutter scheint in der Figur der „Frau Klammer“ identifizierbar zu sein. Ritas offenbartes Leben ist eines, das man nie einem Zustand zuordnen kann. Der Romantitel gibt hier schon den Hinweis, dass es kein wahrnehmbares Leben, wie wir es kennen, ist, sondern immer hinter einem Kokonschleier verlaufen zu scheint. Rita muss sich deshalb in dem von ihr Geschilderten verlieren, bezeichnenderweise ohne, dass dies für sie als Problem erkennbar wird. Somit verweigert sich dieser Roman einer klar strukturierten Geschichte, sondern spielt mit Wahrnehmungsebenen und überlässt es seiner Leserschaft, das Fiktive zu ordnen und zu ergründen. Anna Marwan hat hierfür das sprachliche Talent und wählt eine Ästhetik des Fabulierens, die wirklich richtig gut gemacht ist. Immer wieder gelingt es ihr durch Sprache, den gerade gefassten Boden wiederholt zu entziehen. Dies ist auf jeden Fall eine hohe literarische Kunst.

Allerdings funktioniert der Roman nur, wenn es ihm gelingt, die Leser:In mit diesem Spiel abzuholen, und dies ist ihm bei mir leider nie ganz gelungen. Ich verliere mich deshalb mitunter in diesem Text und nehme das Geschilderte nur als Spielerei wahr, ohne der Ästhetik etwas abzugewinnen.

Fazit

Anna Marwan ist ein großes literarisches Talent, dies lässt einen vorliegenden Text an vielen Stellen mit seiner hervorragenden Sprache spüren. Sie ist eine feine Beobachter:In und schafft sensible Szenen. Mich kann dieses Buch mit seiner Gesamtstruktur aber nicht überzeugen, ich lese bestimmte Sätze gerne, aber kann das Geschilderte für mich nicht unter eine zusammenhängende Klammer stellen. Deshalb ist dieses Buch nur eine Empfehlung für Lesende, die sich an experimentellen Texten und hoher sprachlicher Kunstfertigkeit erfreuen.

Autor:Inneninformation

Anna Marwan (geboren 1980) publiziert als Schriftstellerin in deutscher und slowenischer Sprache. Sie ist studierte Literaturwissenschaftlerin und gewann 2022 den Ingeborg-Bachmann-Preis für ihren Text „Wechselkröte“.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧

Titel: Verpuppt

ISBN: 978-3-7013-1302-0

Verpuppt – Otto Müller Verlag Salzburg (omvs.at)

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