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Goran Vojnovic ist mit seinem ins Deutsche übersetzten Roman „Tschefuren raus“ (Deutsch beim Folio Verlag) ein literarischer Superstar in Slowenien geworden. Der Roman brachte Vojnovic sogar eine Anzeige ein, da er die Polizei in seinem Roman beleidigt. Eine Betrachtung slowenischer Literatur angesichts des Gastlandes der Buchmesse aus dem vergangenen Jahr muss somit diesen Roman auf dem Schirm haben.
„<<Scheiß auf das Leben und den, der sich das ausgedacht hat.>>.“
Vojnovic, Goran: Tschefuren raus, 2021, Folio Verlag, S.219.
Vojnovic erzählt die Geschichte des Teenagers Marko, der ein sogenannter „Tschefur“ ist. So nennen die Slowenen ihre Gastarbeiter, die fast alle aus dem ehemaligen Jugoslawien und Albanien kommen. Marko ist zwar in Slowenien geboren, aber der Sohn bosnischer Eltern. Er wächst in der Trabantenstadt Ljubljana auf und erlebt ein Viertel, das vor allem Mangel auszeichnet. Glück gibt es in dieser Weltsicht nicht. Die Väter müssen hart arbeiten, um ihre Familien über die Runden zu bekommen, die Mütter kämpfen mit Sprachbarrieren und Arbeitslosigkeit. Marko sitzt mit seinen Freunden meist vor den Wohnblöcken und unterhält sich mit diesen über Pornos, Fußball, aber auch über die erfahrene Diskriminierung. Vor allem hadern sie damit, in Ljubljana keinen erfolgreichen und großen Fußballklub wie Zagreb oder Belgrad zu haben. In Slowenien ist Basketball ein gefeierter Sport und auch dies macht sie zu Außenseitern. Nirgendwo scheinen die Jungs dazugehören zu können. Vojnovic findet für dieses Identitätsdilemma eine harte Sprache, die gekonnt übersetzt ist. Die Geschichte wirft ein Spotlight auf den Umgang Sloweniens mit den Arbeitsmigranten und zeigt deren allgegenwärtige Alltagsdiskriminierung. Zugleich schreckt Vojnovic nicht davor zurück, auch die Gewalt der Jugendlichen und den mangelnden Respekt vor Autoritäten zu zeigen. In Slowenien hat dieses Buch eine unglaubliche Wucht entwickelt, vor allem weil diese Bevölkerungsgruppe eine literarische Stimme erhalten hat. Ich kann als Leser damit jedoch nicht so viel anfangen. Für mich ergeht sich das Buch in zu vielen Schleifen, die immer wieder Diskriminierungserfahrungen verarbeiten und mit sprachlicher Härte kombinieren. Die Übersetzung ist sicherlich von hoher Qualität und bildet das Original gut ab, kann mich aber leider nicht abholen. Dies fußt auch darauf, dass keinerlei Handlung diesen Roman zu tragen scheint.
Fazit
Dieses Buch ist ein interessantes Spotlight auf eine Minderheit der slowenischen Gesellschaft, doch zu mehr reicht es für mich bei dieser Lektüre nicht. Die Begeisterung in Slowenien ist sicherlich darin festzumachen, dass es sprachlich gut gemacht ist. Dieses Buch schafft es aber nicht, mich in die Perspektive der Tschefuren zu versetzen, was äußerst schade ist, denn hier hätte es sicherlich sein Potenzial entfaltet. Somit gibt es von mir für diesen Roman keine Empfehlung.
Autor:Inneninformation
Goran Vojnovic (geb. 1960) ist ein slowenischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmregisseur. Er studierte nach der Schule Regie und wurde als Schriftsteller mit seinem 2021 ins Deutsche übersetzten Roman „Tschefuren raus“ (erschienen in Slowenien 2008) bekannt.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧1/2🐧
Titel: Tschefuren raus
ISBN: 978-3-85256-837-9
Tschefuren raus | Vojnović | Roman Slowenien Tschefuren (folioverlag.com)