Filmkritik: Chisum

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In diesem Monat wird ein Schwerpunkt auf Western liegen. Hintergrund ist die neue Filmsaga „Horizon“ von Kevin Costner, die das Filmgenre wieder einmal auf der Kinoleinwand in den Fokus rückt. Passend dazu habe ich in meinem Andalusienurlaub einige Western gelesen, die auch zu dem ein oder anderen Filmklassiker passen. Anfangen möchte mit einem meiner Lieblingsfilme. „Chisum“ aus dem Jahr 1970 nimmt einen historischen Hintergrund und macht daraus einen mitreißenden Western. Mich kann der Film schon allein damit überzeugen, dass der für mich überragende Western-Schauspieler John „Duke“ Wayne die Hauptrolle hat. Der historische Hintergrund ist der Lincoln County War aus dem Jahr 1876. Diese Auseinandersetzung stellte einen der blutigsten Weidekriege des Westens dar. Lawrence Murphy (im Film gespielt von Forrest Tucker) strebte als Großrancher nach höherem Einfluss und eröffnete in Lincoln Geschäfte, verbündete sich dazu sogar mit dem Sheriff. Ihm gegenüber stand der Rancher John Henry Tunstall (Patric Knowles), unterstützt von John Chisum (John Wayne). Bei letzteren beiden beteiligten sich zudem die später bekannten Revolverhelden Pat Garrett (Glenn Corbett) und Billy the Kid (Geoffrey Deuel). Aus dem blutigen Konflikt, der keinen klaren Schuldigen benennen lässt, macht Hollywood natürlich eine Story, die eine Trennung zwischen Gut und Böse vorsieht.

John Wayne ist mit der Figur Chisum der Rancher, der sich alles hart erarbeitet hat und friedsam mit seinen Nachbarn lebt. Dieses Idyll wird vom Machtstreben Murphys gestört. Mit der stetigen Erweiterung seiner Macht setzt er die Gesetze von Lincoln außer Kraft. Der Sheriff steht ebenfalls auf seiner Gehaltsliste und um endlich der bestimmende Rancher der Gegend zu werden, setzt er sich nun Chisum als Ziel. Regisseur Andrew V. McLaglen wählt für diesen Weidekrieg wunderbar weitläufige Bilder, die aufzeigen, welch große Arbeit diese Viehbarone bei der Besiedlung hatten. Chisum und Murphy sind klassische Gegenspieler und Murphy scheut nicht davor zurück, Diebe und Mörder für seine Interessen zu verpflichten. Tunstall wird als äußerst friedliebender Rancher zu einem wichtigen Nebencharakter. Er hat Billy the Kid auf seiner Ranch verpflichtet und will dem jungen Mann eine Chance geben, welche dieser wohl auch nutzen möchte. Dabei bandelt er sogar mit der Nichte von John Chisum (Pamela McMyler) an, was diesem wiederum nicht nur Freude bereitet. Gemeinsam mit Tunstall stellt er sich Murphy entgegen und eröffnet ebenfalls einen Store und eine Bank in Lincoln. Dies ist eine offene Kriegserklärung für Murphy und so heuert dieser wiederum noch mehr Revolverhelden an. Die Auseinandersetzung gipfelt in einem Mord an Tunstall. Billy the Kid ist über den Mord an seinem Förderer verbittert und nimmt blutige Rache, der Konflikt eskaliert in Gewalt. Pat Garrett schließt sich Chisum in diesem Konflikt ebenfalls an, die spätere Rivalität mit Billy the Kid wird in diesem Film nur über das gemeinsame Interesse an der Nichte von Chisum angedeutet.

Mir gefällt der Aufbau des Films. Schon der Beginn mit dem Blick über das gesamte Ranchgelände von John Chisum und die Rückblende, wie es zu seinem Besitz gekommen ist, sind aus meiner Sicht filmisch klasse gelöst. John Wayne ist zwar schon ein alternder Star, aber genau deshalb passt die Rancherrolle gut. Actionsequenzen mit ihm halten sich deshalb in Grenzen. Mit seinem Vorarbeiter erlebt man zudem schöne, humorvolle Szenen. Die Figur des Billy the Kid ist in diesem Film spannend angelegt, da sie nachspürt, warum aus ihm der bekannte blutige Killer wurde. Natürlich sind dies filmische Interpretationen, doch dass er den Geruch des Todes nicht mehr loszuwerden scheint, wird im Film wunderbar herausgearbeitet. Die Brutalität des Konfliktes erschreckt und zeigt zugleich, wie hart um Vormachtstellungen und Land gerungen wurde. Neben der starken Story überzeugt dieser Western mit tollen Bildern und starken schauspielerischen Leistungen. Dieser Film setzt dabei weniger auf große gefühlvolle Szenen, sondern das raue Ranchleben dominiert.

Fazit:

Für mich ist dies einer der besten Western mit John Wayne. Natürlich wird der historische Hintergrund verändert und eine Seite des Konfliktes glorifiziert. Insgesamt handelt es sich jedoch um eine spannende Story und ich habe mich ausgehend von diesem Film ernsthaft mit den historischen Hintergründen auseinandergesetzt. John Wayne ist als alternder Filmstar genau die richtige Besetzung für den Viehbaron. Zwar muss er zum Schluss doch nochmals eine Actionszene bewältigen, aber ansonsten setzt ihn der Film wunderbar ein. Humor und Spannung haben genau die richtige Portion; eine angedeutete Liebesstory macht den gesamten Film rund. Ich weiß nicht, wie oft ich den Film mittlerweile schon gesehen habe, aber er kann mich mit seinen Bildern und der spannenden Geschichte immer wieder begeistern. Für mich ist „Chisum“ einer der besten Western aller Zeiten.

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Wertung: 🐧🐧🐧🐧1/2🐧

Chisum (1970) – DEUTSCHER TRAILER (youtube.com)

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