In meinem Krimimonat habe ich auch mein Bücherregal durchstöbert und bin auf einen Roman gestoßen, den ich vor allem wegen eines Werbespruches gekauft habe. In der Werbung war zu lesen, dass dieser Roman etwas für alle Fans von „True Detective“ ist. Da mir diese Serie gefallen hat und ich sie in diesem Krimimonat ebenfalls beginne zu besprechen, griff ich ins Regal und stelle Euch deshalb die P.T. Marsh Reihe von John McMahon, erschienen im Piper Verlag, vor.
Cold Detective
„Cold Detective“ steigt gleich zu Beginn mit einem Fokus auf den Ermittler P.T. Marsh ein, den wir dabei beobachten dürfen, wie er den Freund einer jungen Stripperin verprügelt. Grund für sein Handeln ist die Misshandlung der jungen Frau und doch weiß man damit auch sofort, hier bekommen wir eine Ermittlerfigur, die für sich eigene Regeln setzt. Der eigentliche Kriminalfall ist dann noch eine Spur härter und erfordert vom Ermittlungsteam starke Nerven und große Anstrengungen. Nach einem Brand wird die Leiche eines jungen Schwarzen gefunden. Man hat ihm die Ellbogen gebrochen und aufgehängt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Remy begibt sich Marsh in die Ermittlungen und stößt auf rechtsextremistische Gruppierungen und deren Handlungen. Ein Fall aus der Vergangenheit weist Parallelen auf. Dabei offenbart sich, dass auch der Mann der Stripperin zu einer solchen Gruppe gehörte und nun ist dieser tot. Marsh weiß, dass er bei diesem Todesfall selbst unter Verdacht geraten kann und so erleben wir eine Ermittlerfigur, die auch mit den eigenen Fehlern agieren muss.
Dieser Krimi hat mich sogleich in seinen Bann gezogen. John McMahon gelingt es gleich, mich in den Strudel von Ereignissen hineinzuziehen. Zu Beginn fremdelt man mit der Ermittlerfigur und seinen Methoden, bis der Roman entfaltet, warum sich P.T. Marsch eben genau auf diese Weise verhält. Man muss seine Handlungen nicht gutheißen, aber man ist bereit mit ihm den Weg zu gehen, da man den sicheren Eindruck hat, dass hier jemand von den Guten handelt. Seine Selbstzweifel, die sich abzeichnende Alkoholsucht und die Trauer um seine Frau und den gemeinsamen Sohn sind Motivationsantriebe, die den Charakter auszeichnen. Es entsteht auf zweierlei Weise Spannung in diesem Roman. Zum einen bangt man mit den Ermittlern darum, dass die Täter geschnappt werden und weitere Opfer verhindert werden. Zum anderen schwebt die Frage über dem Roman ob Marsh selbst zum Täter geworden ist oder noch werden wird. John McMahon gelingen immer wieder spannende Cliffhanger, sodass ich den Roman wirklich zügig gelesen habe, da die Spannung mich mitgenommen hat. John McMahon hat außerdem einen schönen Schreibstil. Die Stimmung des Romans ist dabei grundsätzlich düster, viele Probleme belasten den Handlungsort und die handelnden Personen. Wir erleben eine Region, die durchaus für eine Gegend in den USA steht, in der die Arme des Gesetzes anders agieren und die Bewohner:Innen durchaus noch das Recht des Stärkeren für sich in Anspruch nehmen. Ich war jedenfalls gebannt von den schrecklichen Ereignissen und der spannenden Ermittlungsarbeit, die immer wieder hinterfragen ließ, wem man in der gesamten Angelegenheit trauen kann. Ich freue mich auf jeden Fall auf einen weiteren Band. Und für Fans von True Detective finde ich, ist dieses Buch ein Muss.
Evil Men
John McMahon hat nach seinem ersten Band um seinen Ermittler John Marsh einen zweiten Teil folgen lassen, der ins Deutsche bei Piper übersetzt wurde. Mich konnte der erste Band überzeugen und so freute ich mich auf einen weiteren knallharten Krimi. Dieses Mal muss Marsh mit seiner Kollegin Remy im Fall eines toten Immobilienmoguls ermitteln. Schnell wird deutlich, dass dieser aufgrund seiner Geschäfte durchaus Feinde hatte. Allerdings stoßen die Ermittler auch auf ein merkwürdiges sexuelles Verhältnis. John Marsh muss während der herausfordernden Ermittlungen noch einen schweren Unfall seines Schwiegervaters verarbeiten, der im Kontext des tragischen Tods seiner Frau und Tochter zu stehen scheint. Über die Ermittlungen hinweg kommt Marsh der Verdacht, dass seine privaten Erlebnisse mit dem zu lösenden Fall in Verbindung stehen könnten. Die Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass es sich bei dem Toten um einen Freund des Bürgermeisters handelt. Marsh ist ein eigenwilliger Ermittler und eckt dadurch auch im zweiten Band an.
Mit dem zweiten Band zeigt John McMahon, dass er wirklich tolle Figuren geschaffen hat. Marsh ist eine Figur, die gezeichnet von persönlichen Schicksalsschlägen darum kämpft, den Weg zurück ins Leben zu finden. Der zweite Band macht diesen Aspekt durch die Bezüge zum tragischen Familienunfall deutlicher. Der Kriminalfall ist aus meiner Sicht nicht ganz so spannend wie im ersten Band, trotzdem ist es wieder ein richtig guter Plot. Zudem gelingt es McMahon erneut, eine Atmosphäre zu schaffen, die an True Detective erinnert. Wir erleben wie schon im Vorgängerroman ein Amerika, welches abseits der Großstädte in kriminellen Strukturen zu verrohen droht und wo die Arme des Gesetzes nicht ausreichen oder selbst darin verstrickt scheinen. Marsh ist die richtige „harte“ Ermittlerfigur für diesen rauen Handlungsort und damit eine gute Besetzung. In dieser Atmosphäre setzt McMahon gekonnt Cliffhanger und lässt einen beim Lesen mit den Gedanken in bestimmte Ermittlungsrichtungen mitfiebern, die sich nie klar offenbaren, aber durchaus möglich erscheinen. Dieses Lesegefühl zu erzeugen, ist für einen Krimiautor eine richtig starke Handwerkskunst. Der zweite Band der Reihe kann mich aber nicht ganz so in den Bann ziehen wie sein Vorgänger, da ich dieses Mal den Kriminalfall weniger schaudernd und spannend empfinde; vielleicht liegt dies aber auch an den Bezügen zu den privaten Schicksalsschlägen. Außerdem fehlt mir seine Partnerin als zentrale Figur in diesem Roman, die nur eine Nebenrolle hat.
Fazit
Ich bin auf diese Reihe aufmerksam geworden, da sie in der Verlagsankündigung mit der Serie „True Detective“ in Verbindung gebracht wurde. Nach dem Lesen des fabelhaften ersten Bandes habe ich mir natürlich auch den Folgeroman besorgt und John McMahon beweist in diesem, dass seine hohe Qualität keine Eintagsfliege war. Zwar kann der zweite Roman aus meiner Sicht nicht ganz die herausragende Qualität halten, ist aber trotzdem ein richtig spannender Krimi. Diese Reihe entführt uns in ein düsteres Amerika und schafft eine wunderbar wirkende Atmosphäre, in der sich ein raubeiniger Ermittler beweisen muss. Für mich ist diese Krimireihe auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung und ich hoffe, dass es noch zu weiteren Übersetzungen kommt.
Autor:Inneninformation
John McMahon ist Schriftsteller und arbeitet zudem als Werbefilmer, u.a. mit Kampagnen für Alfa oder Fiat. Mit seiner Familie lebt er in South Carolina und der Roman „Cold Detective“ ist Auftakt zu einer Reihe um den einsamen und eigenwilligen Ermittler P.T.Marsh.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧🐧🐧1/2🐧
Detective P.T. Marsh
Band 1: Cold Detective
ISBN: 978-3-492-99980-9
Cold Detective von John McMahon (E-Book) | PIPER
Band 2: Evil Men
ISBN: 978-3-492-31712-2