Würger, Takis: Stella

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Takis Würger und sein Roman „Stella“ sind bei mir auf der Leseliste gelandet, da es doch einige Diskussionen im Feuilleton zu diesem Text gab. Ich mache mir angesichts der Diskussionen immer lieber selbst ein Bild und fand die Lektüre nun passend, da es auch wieder einen Film über das historische Schicksal der Jüdin Stella Goldschlag gab. Der Roman ist 2019 im Hanser Verlag erschienen.

„Ich weiß nicht, ob es falsch ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten.

Ich weiß nicht, ob es richtig ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten.“

Würger, Takis: Stella, 2019, Hanser Verlag, S.196.

Takis Würgers Roman basiert auf historischen Begebenheiten, die er natürlich für den Zweck seines Romans verfremdet und fiktionalisiert. Sein Buch erzählt die Liebesgeschichte des Ich-Erzählers Friedrich und der Berlinerin Stella. Friedrich kommt aus gutem Hause und seine Eltern ermöglichen ihm, das Abenteuer Berlin einzugehen. Der Roman beginnt mit einer Erzählung von Friedrichs Kindheit, bevor er uns dann die Ereignisse eines Jahres, nämlich 1942, wiedergibt. Die jeweiligen Kapitel beinhalten dabei Hinweise auf historische Begebenheiten, teils unabhängig der NS-Diktatur und die Gebote für Nationalsozialisten von Joseph Goebbels. Dieses stilistische Element erfüllt zwei Funktionen: Zum einen bettet es die Geschehnisse in einen welthistorischen Hintergrund und macht damit auch für mich die Einzigartigkeit des Ausmaßes der Diktatur klar und zum anderen sind die Gebote durchaus in Relation zu den handelnden Figuren zu sehen. Denn Handlungen und Dialoge stehen im Zentrum dieses Romans, der ein Jahr erzählt, in dem die Liebe der beiden Figuren heranwächst, aber sich auch zeigt, dass die mysteriöse Stella sich immer mehr als Figur mit zwei Gesichtern zeigt. Stella Goldschlag ist Jüdin und versucht, ihre Eltern vor dem drohenden Tod zu retten. Als Gegenleistung wird sie zu einer „Greiferin“ und lockt somit andere Juden in die Verhaftung und damit auch mehrheitlich in den sicheren Tod. Die Darstellung des Romans erschreckt, denn Stella weiht in diese Geschehnisse den geliebten Friedrich nicht ein. Vielmehr bleibt dieser eine verliebte Beobachterfigur, die bestimmte Erlebnisse auch nicht hinterfragt.

Man darf sich an dieser Stelle natürlich die Frage stellen, ob eine solche Darstellung ohne hohes Reflexionsniveau angemessen ist. Friedrichs Schilderungen durchziehen aus meiner Sicht eine hohe Naivität; er kann die Geschehnisse des Dritten Reiches nicht einordnen und ich kann dies beim Lesen nicht nur auf seinen Status als Verliebter schieben. Die Dramatik des Lebens von Stella Goldschlag wird aus meiner Sicht durch diese Figurenkonstellation nicht spürbar. Es ist schwer nachzuvollziehen, was einen Menschen dazu treibt, solche Entscheidungen zu treffen. Stella Goldschlag hat zunächst das Ziel, ihre Eltern vor dem sicheren Tod zu bewahren. Allerdings, so gibt es auch das Buch zum Ende hin an, setzt sie ihre Tätigkeit für die Gestapo fort, auch nachdem ihre Eltern deportiert wurden. Hier hätte es dem Roman sicherlich ebenfalls gutgetan, auf diese weitere Entscheidung einen Blick zu werfen. Für mich markiert der Roman in der Figur des Friedrich das Gefühl des Nichtverstehens ihrer Handlungen. Dies ist aber ein Unverständnis, was nicht davon ausgeht, dass die Antworten zu komplex sind, sondern es gar keine Möglichkeit gibt, die Geschehnisse zu verstehen. Jedoch ist dieser Eindruck im Roman ebenfalls nur schwach angelegt. Stilistisch konzentriert sich der Roman auf das Wesentliche und vergisst dabei, wie erläutert, für mich relativ viel.

Fazit

Die Kritik am Roman kann ich nach meiner Lektüre durchaus nachvollziehen. Für mich ist dieser Roman eine zu schwache Darstellung der dramatischen Ereignisse. Die Figuren haben keine Tiefe und der Roman ist aus meiner Sicht deshalb mehr eine journalistische Betrachtung durch die naive Ich-Erzählerfigur, denn eine fiktionale Erzählung, die mich auch emotional mitnehmen kann. Unterstellungen, dass mit dieser Art Schilderung Geschichte verharmlost wird, würde ich nicht unterschreiben, aber das Buch konnte mich nicht überzeugen.

Autor:Inneninformation

Takis Würger (1985) besuchte die Henri-Nannen-Schule und ist ausgebildeter Journalist, der unter anderem für den Spiegel tätig ist. 2017 debütierte er erfolgreich als Schriftsteller mit dem Roman „Der Club“. Mit dem Roman war er für den Aspekte-Literaturpreis nominiert und das Werk zählte zu den beliebtesten Romanen der Deutschen Buchhandlungen. Stella (2019) ist sein zweiter Roman.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧1/2🐧

Titel: Stella

ISBN: 978-3-442-48881-0

https://www.penguin.de/Taschenbuch/Stella/Takis-Wuerger/Goldmann/e540451.rhd

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