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Ich habe auf diesem Blog schon einige Romane besprochen, die über eine Kindheit in der DDR oder den Nachwendejahren erzählen. Am heutigen Tag kommt wieder ein Roman mit dieser Thematik. An diesem Roman schätze ich, dass er das von ihm Geschilderte nicht nur als Problemerzählung präsentiert.
Aufwachsen in der DDR
Sascha Labude wächst in der DDR auf und beginnt mit 13 Jahren im Jahr 1994 aus seinem Leben zu erzählen. Dieser Protagonist sammelt Wörter, seit er denken kann, und diese Leidenschaft für Sprache zeigt sich im Erzählstil. Er lebt mit seiner Familie in einer Plattenbausiedlung und schildert eine Kindheit, in der er mit seinem besten Freund eine Hütte im Wald baut und über Träume für die Zukunft spricht. Dann tritt das Mädchen Juri in das Leben von Sascha. Sie ist ganz anders als die Mädchen, die er bisher kannte, unter anderem wegen ihrer Leidenschaft für alles, was mit Raumfahrt zu tun hat. Sascha verliebt sich und erhält gleichzeitig die Nachricht, dass seine Eltern einen Umzug planen. Dabei erfährt man auch, wie sich die Menschen nach der Wende verändern wollen.
„Und waren es nicht die Menschen, die ein Land ausmachten? Oder war es ein Land, das die Menschen ausmachte? All das fragte ich mich, ohne eine Antwort zu finden.“
Stephan, Björn: Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau, 2021, Galiani Verlag, S.28.
Der Roman wählt für seine Geschichte eine besondere Erzählsituation. Juri findet Jahre nach der Trennung einen Brief von Sascha. In diesem erzählt er nochmals die Geschichte aus dem Sommer ihres Kennenlernens. Die familiäre Situation von Sascha ist durch die Wende geprägt. Sein Vater hat wie viele andere seinen Job verloren und muss sich in einem neuen Arbeitsumfeld zurechtfinden. Zudem ändern sich die Zuschreibungen, welche die Eltern von Sascha für das bisherige soziale Umfeld finden. Es ist ein klarer Aufstiegswunsch zu sehen, welchen der Sohn nicht in seine Vorstellungen integrieren kann. Für ihn ist es wichtiger, die eigene Jugend zu genießen. Sascha und sein Freund Sonny bauen sich ein Baumhaus und versuchen, ihre Träume vom zukünftigen Leben einzuordnen. Sonny träumt davon, der nächste Elton John zu werden, und Björn Stephan findet dafür einfühlsame Worte. Man kann sich in seine Protagonisten wunderbar hineinversetzen und spürt auch der eigenen Coming-of-Age Geschichte nach. Björn Stephan gelingt der Kniff, dies nicht nur als jugendliche Erlebnisgeschichte wirken zu lassen. Stattdessen wird uns eine Welt zugänglich, die alle Herausforderungen der Nachwendezeit in den Blick nimmt, ohne dass man dabei überfrachtet wird. Juri ist ein erfrischender Charakter, ihre Unbekümmertheit holt Sascha aus seiner Komfortzone heraus. Die Analogie zum Weltraum, die sich in der Leidenschaft von Juri ausdrückt, nutzt das Buch, um ein Freiheitsgefühl zu erzeugen und, passend für eine Coming-of-Age Geschichte, auch den Optimismus, mit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mitzubringen. Ich empfinde es als wunderbar, wie dieses Buch damit auch Hoffnung und Zuversicht in seiner Storyline transportiert.
„Es gibt eine Vielzahl von Erinnerungen, die ich in meinem Leben gesammelt habe. Ich hatte die Gnade, mehrere Leben leben zu dürfen. Andererseits musste ich schon früh und sehr leidlich erfahren, wie brüchig unsere Existenz ist.“
Stephan, Björn: Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau, 2021, Galiani Verlag, S.126.
Mit diesem Zitat wird offensichtlich, dass niemand von der Brüchigkeit der eigenen Existenz gefeit ist. Schon junge Menschen müssen dies erleben. Man kann sie davor auch nicht bewahren, sondern sie müssen diese Erfahrungen als Bereicherungen aufnehmen. Juri und Sascha müssen erfahren, dass es gesellschaftlichen Hass gibt. Sie werden Zeuge, wie der Nachbar Herr Reza von Rechtsradikalen zusammengeschlagen wird. Sascha sieht zu und schämt sich anschließend für sein Handeln. Die beiden jungen Menschen erfahren von Herrn Reza, dass er diesen Hass schon öfter erlebt hat. Es ist wunderbar, wie dieser Mensch den beiden jungen Menschen seine Erfahrungen nahebringt. Auf diese Weise setzten sich die beiden erstmals mit ihrer Umwelt und dem eigenen Platz in der Welt auseinander. Die Krisen, die die drei Protagonist:innen in ihren Beziehungen untereinander erleben, werden durch Mut besiegt. Damit gibt dieses Buch viel mit, auf das es im menschlichen Zusammenleben ankommt. Man merkt schnell, dass dieser Roman Dinge nicht verkompliziert, sondern über Emotionen den Reflexionsweg einschlägt. Die leichte Liebesgeschichte zwischen Juri und Sascha bietet ebenfalls alles, was man für die ersten romantischen Gefühle benötigt. Schlussendlich zeigt der Roman, dass man nicht alle Wege gemeinsam zu Ende gehen kann, aber durch Erinnerungen immer verbunden bleibt.
Fazit
Dieser Roman lebt von seinen liebevollen Protagonisten. Durch den starken Fokus auf die drei Freunde und Herrn Reza bleibt genügend Raum für Entfaltung und dafür, sich als Leser:in mit ihnen zu identifizieren. Björn Stephan findet die richtige Sprache, um die Welt mit den Augen eines 13-Jährigen zu schildern. In diesem Buch finden sich melancholische Momente, aber auch jene der Zufriedenheit und Freude sowie Momente des Nachdenkens und der Reflexion. Björn Stephan mischt dies alles poetisch gut zusammen und bereitet viel Lesefreude. Der Roman lebt von emotionalen Szenen und genau dies löst bei mir eine schöne Lesezufriedenheit aus.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Björn Stephan: Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau
Hardcover:
ISBN: 978-3-86971-229-1
https://www.kiwi-verlag.de/buch/bjoern-stephan-nur-vom-weltraum-aus-ist-die-erde-blau-9783869712291
Taschenbuch:
ISBN: 978-3-462-00359-8
https://www.kiwi-verlag.de/buch/bjoern-stephan-nur-vom-weltraum-aus-ist-die-erde-blau-9783462003598