Ein Blick ins Gesamtwerk – May, Karl: Halbblut

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Natürlich starte ich nach der langen Pause auch dieses Mal mit einer Erzählung aus dem Universum von Karl May. Ganz besonders wichtig ist mir dies, da der Karl May Verlag auch gerade seinen 110. Geburtstag feiert. Ich denke, ich habe in vergangenen Posts deutlich gemacht, was ich von den Diskussionen um kulturelle Aneignung halte und möchte auch in diesem Monat anhand von Rezensionen aufzeigen, wie intensiv ich mich ausgehend von Karl May mit dem „Wilden Westen“ und der Kultur der Ureinwohner Nordamerikas auseinandergesetzt habe. Im heutigen Post präsentiere ich einen Band, der mehrere Erzählungen beinhaltet und damit einen guten Einblick ins Gesamtwerk von Karl May liefert. Bisher konzentriert sich mein Blog auf Abenteuer mit den beiden Blutsbrüdern. Der Band „Halbblut“ beinhaltet vier Erzählungen. Zum einen die titelgebende Erzählung „Halbblut“ auch bekannt als „Der schwarze Mustang“ und dann die Erzählungen „Der Kaperkapitän“, „Der Pfahlmann“ und „Von Mursuk bis Kairwan“. Die Erzählungen „Halbblut“ und „Der Pfahlmann“ spielen im Wilden Westen, wobei nur in ersterer die beiden Blutsbrüder auftreten. Mit jener Erzählung soll dieser Text auch beginnen.

Halbblut – Aufeinandertreffen von Kulturen mit einem trickreichen Gegenspieler

Mit dieser Erzählung bin ich durch Festspielaufführungen in Kontakt gekommen und wollte sie nun auch auf diesem Blog besprechen. Winnetou und Old Shatterhand treffen in einem Eisenbahnercamp auf ein Halbblut, welches dort als Scout tätig ist. Schnell erkennen die beiden, dass dieser sich unter falschem Namen dort aufhält und in Wahrheit ein Spion der Komantschen ist. Es wird ein Überfall geplant und die beiden Blutsbrüder wollen diesen verhindern. Doch zunächst müssen sie einen Diebstahl ihrer Gewehre aufklären. All dies gipfelt in einem dramatischen Ende, welches auch nochmals die Gier nach Gold thematisiert.

Karl May verarbeitet in dieser Erzählung verschiedene Motive aus dem May Universum. Die Erzählung wird in der dritten Person erzählt. Auffallend ist die distanzierte Einführung der beiden Blutsbrüder in die Handlung, die man aus anderen Romanen so nicht kennt. Allerdings ist die Erzählung ansonsten wieder voll von typischer May Stilistik. Hier sind zu nennen, die detaillierten Personenbeschreibungen, die auch dabei helfen, die immer wieder auftretenden skurrilen Figuren darzustellen. In dieser Erzählung trifft dies auf die beiden Timpes zu, die erst beim Nebeneinander reiten erkennen, dass sie miteinander verwandt sind. Ein Wiedersehen liefert die Erzählung mit den Figuren Hobble-Frank und Tante Droll, die aus meiner Sicht zu den Figuren zu zählen sind, welche der Mayster besonders liebenswert zeichnet. Ebenfalls bezeichnend für das Gesamtwerk sind die ausführlichen Landschaftsbeschreibungen und die direkte Ansprache der Leserschaft.

Das trickreiche Halbblut wird durch die beiden Blutsbrüder schnell als Lügner entlarvt, vor allem Winnetou misstraut dem Scout rasch. Bekanntermaßen zeichnen sich die beiden Blutsbrüder durch ein hohes gegenseitiges Verständnis aus und müssen nicht immer kommunizieren. Ihrem aufmerksamen Blick bleibt zudem nichts verborgen. Es handelt sich bei dem Halbblut um den Verwandten eines berüchtigten Komantschen-Häuptlings, der versucht diesen, das Eisenbahnercamp, als Beute zuzuführen. Mit dem Fokus auf den Eisenbahnarbeiten arbeitet May eine historische Besonderheit in sein Werk ein und beleuchtet in dieser Erzählung die Rolle der chinesischen Gastarbeiter für den Eisenbahnbau. Zudem wird durch das Halbblut nochmals das Aufeinanderprallen der Kulturen in den Fokus gerückt. Nicht immer weiß dieser um das Vertrauen von den Komantschen und wird so auch in eine identitäre Zwitterrolle gedrückt. Spannung erhält die Erzählung aus den immer wieder auftretenden Hindernissen, welche die Blutsbrüder und ihre Gefährten meistern müssen. Das Ende hätte sicherlich noch etwas besser gelöst werden können. Gut gelungen ist das wiederkehrende Motiv, dass in einem Talkessel eine Falle gestellt wird. Zusammengefasst fügt sich diese Erzählung in das Gesamtkunstwerk gut ein und liefert auch neue Themen.

Drei verbundene Erzählungen als Querschnitt des Gesamtwerkes

Die Erzählung „Der Kaperkapitän“ ist eine historische Erzählung aus der Zeit der napoleonischen Kriege. Die Hauptfigur ist ein Freibeuter, der sich durch seinen Wagemut auszeichnet. Zudem wird der Mythos des Freibeuters, wie bei May oftmals auftretend durch Erzählungen, erschaffen und verstärkt. Allerdings ist der Handlung der Erzählung aufgrund eines nüchtern berichtenden Stils schwer zu folgen und die Ebenen verbinden sich nicht sogleich offensichtlich. Die distanzierte Erzählweise geht zulasten der Spannung. Die Erzählung steht jedoch für die Vielseitigkeit des Gesamtwerkes meines Lieblingsautors.

In den Wilden Westen entführt die Erzählung „Der Pfahlmann“. In ihr sind jedoch nicht die beiden Blutsbrüder oder einer ihrer Gefährten die Hauptfiguren. Stattdessen treffen wir auf den Dichter Richard Forster, der natürlich deutsche Wurzeln hat. Er trifft im Llano Estacado auf den Jäger Tim Summerland, der einen Überfall überlebte. Die Gegenspieler sind Banditen, welche ihre Opfer mit falschen Pfahlspuren in dieser Wüste ins Unglück locken. Unverkennbar sind hier die Bezüge zum Abenteuer „Unter Geiern“. Ebenfalls als wiederkehrendes Motiv zeigt sich ein Identitätenspiel und -diebstahl durch den Anführer der Verbrecherbande. Die beiden Protagonisten treffen auf den Anführer an einem anderen Ort und nehmen dann seine Verfolgung auf. In dieser Erzählung zeigen sich viele klassische Elemente, die man auch aus anderen Abenteuererzählungen des Maysters kennt. Mir hat diese Erzählung durchaus als separates Abenteuer Freude bereiten können.

Die Erzählung „Von Mursuk bis Kairwan“ ist der erste Kontakt des Blogs mit einem weiteren Alter Ego von Karl May, nämlich Kara Ben Nemsi. Zudem ist diese Erzählung das verbindende Element zu den beiden vorherigen Erzählungen, denn hier treten alle Figuren nochmals auf. Allerdings wirkt diese Verbindung sehr gekünstelt und damit nicht besonders gut ausgearbeitet. Die Erzählung zeigt Motive, wie wir sie aus Lessings Ringparabel kennen. Es geht vor allem darum, die Tochter Manasse Ben Aharabs aus einer Entführung zu befreien. Bei diesem Abenteuer offenbart sich jedoch noch ein weiteres Geheimnis. Leider gehen die ausschweifenden Beschreibungen in dieser Erzählung zulasten der Spannung. Trotzdem steigt die Neugier auf weitere Orientabenteuer unseres Protagonisten.

Fazit

Dieser Erzählungsband liefert einen guten Querschnitt durch das gesamte Werk von Karl May. Die beiden Erzählungen aus dem Wilden Westen überzeugen mit gutem Handlungsaufbau und tollen Protagonisten und integrieren typische May Stilistik. Die titelgebende Erzählung erweitert den Kosmos der bekannten beiden Helden und setzt zudem weitere historische Aspekte der Besiedlung des Westens in Szene. Auch die weiteren Erzählungen können spannungstechnisch nicht gänzlich überzeugen, zeigen aber die Vielfalt des Gesamtwerkes und das große Erzählpotential von Karl May.

Werbung aus Liebe zum Buch

Wertung: 🐧🐧🐧🐧

Karl May: Halbblut

ISBN: 978-3-7802-00389

https://www.karl-may.de/Buecher/Gesammelte-Werke_Halbblut

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