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„Die Einstellung“ von Doron Rabinovici erschienen im Suhrkamp Verlag, erzählt im Grunde genommen die Geschichte eines Fotos. Hauptfigur ist der Pressefotograf Artur Becker, dessen Schwerpunkt die Portraitfotografie ist. Er erhält den Auftrag während des laufenden Wahlkampfes den Rechtspopulisten Ulli Popp zu begleiten. Ihm gelingt ein Schnappschuss, welcher das Zeug hat, den Wahlkampf zu beeinflussen. Becker ist sich sicher damit Popp zu entlarven, doch dann entfaltet die Macht der Bilder ihre eigene Wirkung und vermeintlich feststehende Gewissheiten beginnen sich aufzulösen.
„Ohne sein Bild keine Geschichte, nicht ein Satz, nicht ein einziges Wort.“
Rabinovic, Doron: Die Einstellung, 2022, Suhrkamp Verlag S.7.
Der Titel des Romans versteckt seine Doppeldeutigkeit nicht, schnell wird einem bewusst, dass er zum einen die technische Einstellung an der Kamera und zum anderen die moralische Einstellung bezeichnet wird. Der Roman ist kein tiefgründiges Gesellschaftspanorama, doch darin liegt für mich eine Stärke des Romans. Es geht nicht darum tiefer in Beweggründe oder mögliche Lösungsansätze einzusteigen, sondern das Buch ist das Sittenbild einer Gesellschaft, die zunehmend durch Populismus geprägt wird. Rechtspopulismus agiert dieser Tage immer weniger versteckt und doch scheint sich ihm kein ernsthafter gesellschaftlicher Widerstand entgegen zu stellen. Die Behandlung rechter Kräfte und ihr Netzwerk mitten in alle Bereiche unserer Gesellschaft werden beiläufig hingenommen, zumindest findet keine strukturierte Behandlung seitens der Exekutive statt. Auch der Roman versteckt seine Rechtspopulisten nicht und zeigt zugleich auf, unter welchem Druck Freischaffende in den Medien stehen. Artur Becker verdient keine Reichtümer und möchte seinem Sohn trotzdem all seine Träume ermöglichen und so gerät er auch unter Druck, seine Angebote nicht nur nach persönlichen Vorlieben auszuwählen. Die Figuren sind allesamt einfach gezeichnet, haben somit dem Vorteil uns als Leserschaft schnell näher gebracht zu werden. Auf diese Weise verfolgen wir sie bei ihrem Weg durch die Geschichte und begleiten sie beim Treffen von Entscheidungen. Der Roman ist bewusst so gestaltet und dies sorgt für einen leichten und flüssigen Stil, der auch nicht ins Satirische abkippt. Tiefe zeigt der Roman, in dem er immer wieder pointiert die Macht der Bilder darstellt. Es geht hierbei nicht nur um Rechtspopulismus, sondern der Roman zeigt dies allgemein und reflektiert damit die Rolle der Medien. In der Figur Artur Becker und seinem Job zeigt sich, dass man auch die Kontrolle über das Produzierte verlieren kann.
Doron Rabinovici kenne ich als Autor schon einige Zeit, habe immer mal wieder Auszüge aus seinen Werken gelesen, doch dies ist erstmals eine komplette Lektüre gewesen. Ich finde das ihm ein spannender Text über das Verhältnis von Medien, Politik und Macht gelungen ist. Durch den angenehmen Stil sperrt sich der Roman nicht und wird zu einer unterhaltsamen Lektüre. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich für eine unterhaltsame Lektüre interessiert, die einen spannenden Blick auf Medien und Politik wirft.
Werbung aus Liebe zum Buch
Wertung: 🐧🐧🐧🐧
Doron Rabinovici:
Die Einstellung
ISBN: 978-3518430590
Preis: 24,00€
https://www.suhrkamp.de/buch/doron-rabinovici-die-einstellung-t-9783518430590