Hessisches Literaturforum im Mousonturm Frankfurt am Main
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Bevor ich von meiner Kulturtour berichte werfe ich noch einen Blick auf zwei Veranstaltungen in Frankfurt am Main. Lesungen sind für mich Veranstaltungen wo ich entweder auf Bücher aufmerksam gemacht werde, oder sich mir die Chance bietet mich intensiver mit diesen auseinanderzusetzen und mich im Nachgang mit Anderen auszutauschen. Im Rahmen meines Blogs möchte ich auf Fragen eingehen, welche durch die Veranstaltungen aufgeworfen wurden, oder Blickwinkel betonen, die mir erst durch die Lesungen bewusst geworden sind. Gleichzeitig möchte ich Euch die Veranstaltungsräume und Initiativen, beziehungsweise Institutionen vorstellen, welche das kulturelle Leben mit Veranstaltungen bereichern. Eine solche Veranstaltung war die Lesung „Debütantinnenball“ am 11. März im Mousonturm beim Hessischen Literaturforum.
Eingeladen waren hierzu Domenico Müllensiefen (Besprechung seines Romans unter https://www.erzaehlwas.de/muellensiefen-domenico-aus-unseren-feuern/) und Annika Büsing (Besprechung ihres Romans unter https://www.erzaehlwas.de/buesing-annika-nordstadt-rezension/ ). Ich hatte vorab schon in beide Roman reingeschaut, wusste aber nach den ersten Seiten noch nicht so wirklich, was ich mit den gelesenen Ansätzen anfangen sollte. Beiden Texten ist gemein, dass sie aus den Geschehnissen nicht direkt ein hohes Spannungspotential auf Handlungsebene entfalten, spannender ist die Figurenentwicklung untereinander und wie sich die Hauptfiguren in diesem Umfeld verorten. Dies wurde auch durch die Veranstaltung nochmals hervorgehoben und herausgearbeitet. An dieser Stelle möchte ich die gute Moderation des Abends ausdrücklich loben. Viel zu oft bleiben Moderationen an der Oberfläche und schaffen es nicht die Texte aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. An diesem Abend gelingt dies und man merkt auch den beiden Autor*Innen an, dass ihnen dieser Abend Spaß macht. Gemein ist beiden Texten ihr Blick auf untere soziale Schichten, ohne, dass dieser eine herablassende Perspektive einnimmt, sondern er scheint direkt aus den Figuren heraus.
Bei Annika Büsing möchte ich hervorheben, dass sie wunderbar aus ihrem Text gelesen hat und ihren Figuren einen Tonfall mitgab, der mich die Textpassagen nochmals anders betrachten ließ und auch Emotionen hervorrief, die ich vorab nicht hatte. Trotz einer Sprache, die sich nicht hinter Bildern verstecken möchte, gelingen Büsing intensive Bilder und man rückt nahe an ihre beiden Hauptfiguren heran. Die ausgewählte Szene eines Kinobesuchs, in welchem die beiden Hauptfiguren einen Konflikt mit Anderen beginnen und dann ohne Probleme einer Massenschlägerei entfliehen können, ist für mich eine Schlüsselszene, da sie aufzeigt, dass diese Schichten in der gesellschaftlichen Masse oftmals verschwinden. Wir wissen alle, um diese Menschen, die sich abgehängt fühlen und doch können wir ihr Dasein immer wieder gut aus unserem Alltag verdrängen.
Domenico Müllensiefen begeistert mich im Gespräch über sein Buch. Schnell macht er deutlich, dass er keinen Roman schreiben wollte, der instinktiv erklären wollte, warum es in Ostdeutschland einen Hang zur AfD gibt. Stattdessen präsentiert er die Perspektivlosigkeit, die sich schon für heutige Mitdreißiger in den neuen Bundesländern zeigt und vor allem, dass dies natürlich auch mit Einflüssen aus dem Westen geschieht. Es ist aber kein anklagender Ton in seinem Text, nein, er zeigt auf, wie seine Figuren versuchen damit umzugehen, aber auch immer wieder scheitern müssen. Der Blick aus dem Westen ist oftmals belehrend, ohne, dass man berücksichtigt, dass man sich zunächst mit den Lebensverhältnissen auseinandersetzen sollte. Die Moderation lässt Müllensiefen den Raum sich zu erklären. Beide Autor*Innen machen auch darauf aufmerksam, dass es an den Schreibschulen dieses Landes vielleicht auch an Schreibenden fehlt, welche dieses Milieu so gut greifen können, dass sie authentisch darüber schreiben. Eine Debatte, die man anhand der Deutschen Gegenwartsliteratur sicherlich immer wieder führen wird. Alles in allem ein gelungener Abend, mit spannenden Gesprächen über Literatur und drei tollen Akteur*Innen.
Wer sich über Veranstaltungen des Literaturforums im Mousonturm informieren möchte, kann dies unter: https://hlfm.de/