Daniel Craigs letzter Bond-Auftritt fasst die Fäden zusammen
Lange mussten wir warten, bis der neue James Bond Film während dieser Pandemie endlich den Weg ins Kino fand. Ich bin begeisterter Fan und habe vorab nochmals alle bisherigen Bond Filme angeschaut. Beim Besuch des Kinos war ich also im Bond-Fieber und dies schreibe ich bewusst, da es natürlich auch meine Einschätzung zum Film mitbestimmt.
Ich weiß nicht wann ich zuletzt mit so vielen Leuten über einen Film gesprochen und so viele unterschiedliche Meinungen gehört habe. Versuchen wir zunächst einzuordnen wie sich der 25. Bond Film ins Universum einfügt. Zunächst ist es der letzte Film mit Daniel Craig als James Bond. Kaum einer hätte erwartet, dass er die Rolle in fünf Filmen verkörpern würde, als er mit „Casino Royale“ sein Debüt gab. Ebenso hätte niemand gedacht, dass diese Filme für einen neuen Ansatz in der Bond-Reihe stehen werden, nämlich dem seriellen Erzählen. Waren vorher alle Filme Einzelabenteuer, so fügt nun „Keine Zeit zu sterben“ alle aufgemachten Stränge zusammen. Eine weitere Änderung mit Daniel Craig, war die Änderung in der Darstellung der Titelfigur. Mit Craig wurde Bond härter in seinen Handlungen, gab weniger den Gentleman, zeigte aber auch deutlich mehr Emotionen. Gerade letzteres sorgte zuvor schon immer wieder für Diskussionen. Nachdem ich nun alle Bond-Filme nochmals kurz hintereinander gesehen und auch den ersten Roman gelesen habe, kann ich sagen, dass Craig und Timothy Dalton meinen Vorstellungen des berühmtesten Geheimagenten am nächsten kommen. In den Büchern ist er eben kein Gentleman, sondern ein harter Hund, der mit seiner Meinung zu Frauen nicht hinter dem Berg hält. Dieses Bild musste sich allerdings in den Filmen ändern und passt sich auch in den Nachfolgeromanen an. Die Filme lassen auch das Frauenbild wandeln, vorbei die Zeiten als Roger Moore für den Sex nur kurz blinzeln musste. Nein in den letzten Bond Filmen erhalten Frauen auch die Möglichkeit ihren Figurendarstellungen Tiefe zu geben und dürfen einen Beitrag zur Rettung der Welt leisten.
Dies setzt sich auch im neuen Abenteuer fort. Bond ist aus dem Dienst ausgeschieden, befindet sich auf einer Reise mit seiner Geliebten Madeleine Swann (Léa Seydoux), als die Beiden von den Schatten der Vergangenheit wieder eingeholt werden. Schnell wird auch das gefasste Vertrauen zu seiner Begleiterin infrage gestellt und auch Ernst Stavro Blofeld (Christoph Waltz) spielt mit der Organisation Spectre wieder eine Rolle. Trotz Platz im Hochsicherheitsgefängnis ist die Organisation noch aktiv. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass die Schatten der Vergangenheit noch größer sind und der Schurke Lyutsifer Safin betritt die Bühne. Mit einer teils martialischen Melancholie wird dieser von Oscar-Preisträger Rami Malek exzellent gespielt. Bond muss aus seinem eigentlich schon gewählten Ruhestand zurückkehren und erkennen, dass die Welt sich auch ohne ihn weiter gedreht hat. Seine 007 ID wurde mittlerweile durch Nomi (Lashana Lynch) ersetzt und doch ist das Vertrauen von M (Ralph Fiennes) immer noch vorhanden. An diesen neuen Ausgangsbedingungen mag sich der ein oder andere Fan stören. Es ist jedoch seitens der Verantwortlichen absolut richtig, dass sich auch die Figur James Bond weiterentwickelt.
Keine sexistischen Anspielungen und doch wird die Heldenfigur nicht wie von einigen behauptet als „zu weich“ dargestellt. Auch dieser Bond spart nicht an knallharter Action und schafft es auch immer wieder den Spannungsbogen zu erhöhen. Verfolgungsjagden, die auch immer wieder mit Überraschungsmomenten arbeiten, sorgen für ein gutes Tempo im Handlungsfortschritt. Regisseur Cary Joji Fukunaga inszeniert den längsten Bond der Geschichte auch mit vielen Anspielungen auf das Bond Universum und vergisst dabei auch nicht an den verheirateten George Lazenby in seinem einzigen Bond Auftritt zu erinnern. Mich konnte der Film über die gesamte Länge begeistern. Es ist nicht mein liebster Bond aus der Daniel Craig Reihe, aber bildet einen würdigen Abschluss. Ich kann die Kritik an der Länge des Films, an seiner Handlung oder der Bond-Figur nicht teilen. Nach meinem Überblick über die gesamte Bond Reihe halte ich für mich fest, dass ich Daniel Craig und seine starken Actionsequenzen vermissen werde. Man darf gespannt sein wie es nun weitergehen wird. Diskussionen um einen weiblichen Bond halte ich jedoch für verkehrt. Wir haben mit Lara Croft eine weibliche Figur, die genau diese Aspekte widerspiegelt und so sollten wir bei all unseren Popfiguren nie vergessen, dass wir ihren Kern und ihre Tradition nicht vergessen. Somit bin ich gespannt wie sich die Figur weiterentwickelt.
Allen die den neuen Bond noch nicht gesehen haben kann ich eine Empfehlung aussprechen und eines bleibt wie immer sicher: James Bond will return.